Wettlauf im ewigen Eis

Bildergeschichten XXVII: Wie zwei Polarforscher als Erste den Südpol erreichen wollten, aber nur einer lebend zurück kam Von Julia Groth

Gleich zwei Expeditionen kämpften sich Ende des Jahres 1911 durch Schnee und Eis, um den Südpol zu erreichen. Zwei Mannschaften, deren Anführern schnell klar wurde, dass es ein Wettrennen war. Nur einer von ihnen konnte der erste Mensch am Südpol werden. Und nur eine der beiden Mannschaften kehrte lebend aus dem ewigen Eis zurück.

Die eine Expedition wurde vom norwegischen Polarforscher Roald Amundsen geleitet. Die andere vom britischen Polarforscher und Marineoffizier Robert Falcon Scott. Amundsen hatte bereits Erfahrung mit Expeditionen in kalten Gefilden. Vor seiner Reise zum Südpol war er schon einmal auf einer Expedition in der Antarktis gewesen. Außerdem hatte er die Nordwestpassage entdeckt, einen Seeweg im Polarmeer, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Auch Scott war nicht ganz unerfahren. Er hatte jedoch eine frühere Antarktis-Expedition fast 500 Meilen vom Südpol entfernt abbrechen müssen.

Im Oktober 1911 brachen die beiden Konkurrenten auf, um endlich als erste Menschen den Südpol zu erreichen. Beide hatten Schlittenhunde dabei, mit denen Amundsens Leute aber um einiges besser umgehen konnten als die Leute von Scott. Die Norweger benutzten außerdem Skier, die Briten hingegen Ponys und Motorschlitten. Trotz des fast gleichzeitigen Aufbruchs konnte von einem Kopf-an-Kopf-Rennen keine Rede sein. Am 20. Dezember 1911 wehte die norwegische Fahne am Südpol, 35 Tage vor der Ankunft der britischen Expedition. Amundsen hatte gewonnen. Seinem Konkurrenten Scott ließ er, nachdem er und seine Mitarbeiter einige wissenschaftliche Untersuchungen gemacht hatten (siehe Bild), ein Zelt mit einem Brief darin zurück.

Scotts Expedition blieb vom Pech verfolgt. Der Rückweg zum Basislager, für die Norweger kein großes Problem, wurde für die Briten zum verzweifelten Kampf gegen die Kälte. Ein Kampf, den sie verloren. Nur elf Meilen von einem Nahrungsmittellager entfernt starben Scott und die letzten zwei noch lebenden Expeditionsteilnehmer im Schnee. In seinem Tagebuch, das später gefunden wurde, hatte Scott als letzten Wunsch geschrieben, dass man sich um die Hinterbliebenen kümmern möge.

Amundsen war nach seiner Rückkehr ein gefeierter Held. Aber auch er starb schließlich im Eis. Bei einer Rettungsaktion 1928 für den italienischen General und Luftschiffpionier Umberto Nobile, der mit seinem Luftschiff in der Arktis abgestürzt war, stürzte auch Amundsens Flugzeug ab. Das Flugzeug wurde bis heute nicht gefunden. Auch der Polarforscher tauchte nie wieder auf.