»Ein reines Prestige-Projekt«

Die Kölner Universität will mit den Studiengebühren Haushaltslöcher stopfen, kritisieren Studierende. Von Julia Groth, Claudia Drenske, Beate Schulz

Sportgeräte für den Hochschulsport, Imagebroschüren und teure DVD-Player - ob deutsche Universitäten die Studiengebühren sinnvoll einsetzen, ist umstritten. Auch an der Universität Köln gibt es Kritik daran, wofür das Geld der Studierenden verwendet wird. Studierendenvertreter kritisieren, dass die Hochschulleitung die Gebühren dazu verwende, Haushaltslöcher zu stopfen.

Seit diesem Semester müssen alle Studierenden der Uni Köln die Gebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester zahlen. Im vergangenen Wintersemester wurden bereits die StudienanfängerInnen zur Kasse gebeten. Fast ein Viertel der Gebühren in NRW fließt in einen so genannten Ausfallfonds. Dieser soll die NRW-Bank absichern, die Darlehen an Studierende vergibt. Das Geld, das bei den Hochschulen ankommt, muss nach dem Hochschulfinanzierungsgerechtigkeitsgesetz zur Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen verwendet werden. Was alles unter den Begriff »Lehre« fällt, ist allerdings nicht genau definiert.

Die Uni Köln erwartet in diesem Semester Studiengebühren in Höhe von 12 bis 15 Millionen Euro. Einen Teil davon will die Hochschulleitung dazu verwenden, die Öffnungszeiten der Bibliotheken zu verlängern und mehr Veranstaltungen anzubieten. Auch neue Tutorien für ErstsemesterInnen will sie mit den Gebühren bezahlen. Die Gelder für Tutorien hatten Universitätsleitung und Dekane in den vergangenen Semestern mehr und mehr gekürzt, ebenso wie die Gelder für Bibliotheken. »Es ist untragbar, dass die Studiengebühren dazu verwendet werden, Haushaltslöcher zu stopfen«, sagt der studentische Senator Klaas Gemke. Mit 10000 Euro will die Hochschulleitung künftig den neu eingerichteten Albertus-Magnus-Preis dotieren. Dieser soll besondere Leistungen in der Lehre auszeichnen. »Mit Verbesserung der Lehre hat das nichts zu tun«, kritisiert Gemke. »Dieser Preis ist ein reines Prestige-Projekt.«

Die Philosophische Fakultät erwartet in diesem Semester zirka zwei Millionen Euro Studiengebühren. Die Fakultätsleitung will 100000 Euro dazu verwenden, das Datenverwaltungssystem HIS einzuführen. Das bisherige Verwaltungssystem UK-Online, entwickelt vom Kölner Germanistik-Professor Horst Lohnstein, wies große Sicherheitslücken auf. Unter anderem aus diesem Grund hatten sich die Fakultäten darauf geeinigt, HIS als einheitliches Verwaltungssystem zu nutzen. Über die Verwendung von 42000 Euro zur Verbesserung der Lehre sollen die Studierenden der Philosophischen Fakultät entscheiden. Wofür sie das Geld einsetzen, steht derzeit noch nicht fest.

Ein Prüfungsgremium, das zur Hälfte aus Studierenden besteht, soll dabei helfen, Mängel bei den Lehr- und Studienbedingungen feststellen. Vorsitzender dieses Gremiums an der Uni Köln ist der Journalist Pascal Beucker. Der Rektor ist allerdings nicht dazu verpflichtet, die Verbesserungsvorschläge des Prüfungsgremiums umzusetzen.