Zoologische Zeitreise

Noch bis August zeigt das Wallraf-Richartz-Museum die Ausstellung »Tierschau« Von Claudia Drenske

Wer bei »Cäsar am Rubikon« an den römischen Feldherren denkt, der auf seinem Rückweg von den Gallischen Kriegen am Rubikon überlegte, ob er mit seinen Truppen nach Rom marschieren sollte, kann auch daneben liegen. »Cäsar am Rubikon« ist der Titel eines Gemäldes von Wilhelm Trübner aus dem Jahr 1880. Darauf ist dessen Dogge Cäsar zu sehen, die neben einem Tisch mit Würsten steht. Der Hund scheint hin- und her gerissen zu sein: Soll er die Würste essen, obwohl er es nicht darf, oder soll er seinem Herrchen gehorchen?

Das Bild ist Teil der Ausstellung »Tierschau - Wie unser Bild vom Tier entstand«, die derzeit im Wallraf-Richartz-Museum zu sehen ist. In Kooperation mit dem Deutschen Tierschutzbund zeigt die beeindruckende Ausstellung über 130 Tierdarstellungen, unter anderem von Meistern wie Vincent van Gogh und Franz Marc. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier und somit auch das menschliche Bild vom Tier seit dem 16. Jahrhundert gewandelt hat.

Die verschiedenen Stationen der Ausstellung sind spiralförmig angeordnet. Ein Ausbrechen aus der vorgeschriebenen Route wird den BesucherInnen nicht gestattet, Gitterstäbe versperren die Durchgänge. Chronologisch beginnt der Rundgang mit dem 16. und 17. Jahrhundert. Europäische ForscherInnen brachten zu dieser Zeit bis dato unbekannte Tierarten von ihren Expeditionen mit, die WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen gleichermaßen faszinierten. Aus Unwissenheit wurde auf Bildern deren Lebensraum jedoch oft in Fantasielandschaften oder die heimische Umgebung verlegt.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Tiere nicht mehr nur als Nutztiere oder Lebensmittel betrachtet, sondern als Wesen mit Seele und Freunde der Familie. Zu diesem Ausstellungskapitel mit dem Titel »Gewalt und Liebe«, der die Ambivalenz der Beziehung zwischen Menschen und Tieren verdeutlichen soll, gehört auch das Gemälde der Dogge Cäsar. Auffällig ist hier auch das Bild »Blutsverwandte«, das eine Bluttransfusion von einer Ziege in den Körper eines Mädchens zeigt, die dieses von Tuberkulose heilen soll.

Die Publikation von Charles Darwins Werk Die Entstehung der Arten im Jahre 1859 beeinflusste nicht nur die Geschichte der Biologie und der Philosophie, sondern auch die Betrachtung der Tiere. Wenn der Mensch vom Affen abstammt, dachte man, müssten Affen auch menschliche Züge haben. So zeigt die Reihe »Menschen und Affen« unter anderem einen ausgestopften Primaten in Rokoko-Kleidern und das Gemälde eines Orang-Utans, der Erdbeeren mit einer Gabel isst.