Einzige Frau in einer Herrenrunde

Christiane Bongartz wird Dekanin der Philosophischen Fakultät. Im Interview sprach sie über ihre Erfahrungen mit gebührenpflichtigem Studium in den Vereinigten Staaten. Von Elke Hofmann, Beate Schulz

Am ersten April 2007 tritt Christiane Bongartz als neue Dekanin der Philosophischen Fakultät die Nachfolge von Hans-Peter Ullmann an. Elke Hofmann und Beate Schulz sprachen für die philtrat mit der Anglistin über Studiengebühren und ihr neues Amt. Was hat Sie dazu bewogen, das Amt der Dekanin der Philosophischen Fakultät ab April 2007 zu übernehmen?Das hat sich sehr kurzfristig ergeben. Ich wollte mich eigentlich verstärkt der Lehre zuwenden. Die Strukturen der Universität verändern sich derzeit stark und deswegen fand ich es auch spannend, als Dekanin und in der Engeren Fakultät zu arbeiten. Als einzige Frau in einer Herrenrunde von Dekanen sehe ich es vorrangig als meine Aufgabe an, die gesamte Philosophische Fakultät zu vertreten, und werde das auch offensiv tun. Ich habe einen Werdegang, der nicht unbedingt typisch für die Fakultät ist, da ich nach dem Studium hier in Köln in den USA promoviert habe. Dort habe ich ein System kennen gelernt, das sich von unserem deutlich unterscheidet. In den USA gibt es Studiengebühren. Wie stehen Sie zu den allgemeinen Studiengebühren?An meiner Universität gab es sehr viele StudentInnen, in deren Familien vorher noch nie jemand zur Universität gegangen ist, und sie mussten auch alle Studiengebühren bezahlen. Wir haben immer Kurse nach 18 Uhr angeboten, sodass auch Berufstätige daran teilnehmen konnten. Man muss über neue Wege nachdenken, wie man ein Studium einrichten kann, ohne dass man hinterher vor einem Schuldenberg steht. Das gibt es noch nicht in ausreichender Weise, genauso wenig wie Regelungen für Härtefälle. Wie sollen die Studiengebühren verwendet werden?Die richtige Verwendung der Studiengebühren ist ein Grund, das Amt der Dekanin für ein wichtiges zu halten. Benötigt wird eine Kommission, die die Verwendung diskutiert. Es gibt bereits Richtlinien vom Rektorat, und es gibt auch aus der Fakultät einen Beschluss zur Verteilung der Mittel, die schon eingegangen sind. Aber der Prozess ist noch ganz am Anfang, und es ist daher wichtig, zu koordinieren, dass er so demokratisch wie möglich abläuft. Ganz basisdemokratisch wird eine solche Struktur nie sein können. Dennoch sollen in dieser Sache alle gehört werden, und vor allem die Studierenden müssen Vorschläge machen, wie sich mit Hilfe der Studiengebühren die Qualität der Lehre verbessern lässt. Mit dem Hochschulfreiheitsgesetz hat sich in der Fakultät einiges geändert. Wie ist Ihre Position zu dieser wirtschaftlich orientierten Umstrukturierung? Ich habe selbst vor vielen Jahren gegen die Novellierung des Hochschulrahmengesetzes protestiert. Wir sahen damals Elitebildung und Studiengebühren auf uns zukommen. Das ist einige Jahre her, und was gibt es inzwischen? Eliteuniversitäten und Studiengebühren. Dennoch glaube ich, dass unsere damaligen Proteste den Prozess beeinflusst haben. Auch wenn die Verwirtschaftlichung von langer Hand vorbereitet wurde, bin ich der Meinung, dass wir jetzt viel Handlungsspielraum haben. Ich glaube, dass man sich überlegen muss, wie man in dieser Situation optimal lebt. Dabei ist wichtig, die Entscheidungsautonomie der Fakultät innerhalb der Universitätsstrukturen zu sichern.