In der Blogosphäre war es eine kleine Sensation, als im August vergangenen Jahres die ersten Berichte über ein mutmaßliches Weblog des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad die Runde machten. Die meisten BeobachterInnen bewerteten das Blog unter ahmadinejad.ir als Internetvariante der klassischen Zeitungsente. Bereits geraume Zeit zuvor gab es satirische Beiträge im Internet, die vorgaben, von Ahmadinedschad oder einem Mitglied seiner Familie zu stammen.
Vor allem zwei Hinweise nährten den Verdacht, dass es sich um eine weitere Fälschung handle. So fand sich auf der offiziellen Internetseite des Präsidenten kein Link zu dem privaten Blog. Außerdem war in der Datenbank der Domainregistrierungsstelle eine E-Mail-Adresse von Googlemail hinterlegt, eher ungewöhnlich für einen Regierungschef.
Doch es gibt auch Anhaltspunkte, die für die Echtheit des Blogs sprechen. Zum einen die Verwendung der Top-Level-Domain .ir, die AusländerInnen nicht zur Verfügung steht und von IranerInnen kaum folgenlos für einen Scherz auf Kosten des Präsidenten verwendet werden könnte. Zum anderen wurde auch bei der Registrierung der offiziellen Seite president.ir ein kostenloser E-Mail-Account benutzt. Mehrere persisch sprechende LeserInnen meldeten außerdem, dass das private Präsidentenblog im iranischen Fernsehen erwähnt worden sei. Diese mehrfach unabhängig voneinander gemeldete Beobachtung räumte die letzten Zweifel an der Echtheit des Blogs aus.
Das Blog enthält neben Schmähungen der US-amerikanischen und anderer westlicher Regierungen vor allem Mitleid heischende Berichte über Kindheit und Jugend des Präsidenten unter dem Schah-Regime und Aufrufe zu Frieden und Verständigung. Antisemitische Äußerungen gibt es nicht. Dafür jedoch Einträge, die explizit an die EinwohnerInnen christlich geprägter Staaten adressiert sind. Entsprechend ist das Thema des bislang letzten Eintrags vom 21. Dezember 2006: Herr Ahmadinedschad wünscht allseits fröhliche Weihnachten.