Wo Studierende stalken

Mitglieder des Online-Portals StudiVZ wurden massiv belästigt und beleidigt. Von Lars Strojny, Xenia Thiem

Der Bonner Student Reza Sharom hat mit der Online-Plattform Studierendenverzeichnis (StudiVZ) schlechte Erfahrungen gemacht. Eine ihm unbekannte Person überschwemmte seine Profilseite mit Kommentaren, bezeichnete ihn als »Schwuchtel« und »Tunte« und beleidigte seine Familienmitglieder.

Es sind nicht nur Fälle wie dieser, die Kritik am StudiVZ laut werden ließen. Der Blogger Don Alphonso berichtete Ende November über eine dort gegründete Gruppe mit über 700 Mitgliedern. Zweck ihres Zusammenschlusses: Fotos und private Daten attraktiver Studentinnen zu sammeln, um die »Miss StudiVZ« zu wählen. Viele der unfreiwilligen Anwärterinnen wurden durch Gruppenmitglieder belästigt. Und das mit Wissen der Betreiber: Michael Brehm, Mitgründer der Plattform, hatte sich selbst um Aufnahme in die Gruppe bemüht.

Anfang dieses Jahres ging das Studierenden-Portal online. Schon im Juli hatte es 100000 Mitglieder und einen täglichen Zuwachs von 4000-5000 BenutzerInnen. Dann aber folgte ein Skandal auf den anderen. Erst blamierte sich Mitgründer Ehssan Dariani mit einer Geburtstagseinladung, die er im Stil des NSDAP-Organs Völkischer Beobachter gestaltete. Die Titelzeile: »Europa steht standhaft und treu zum StudiVZ«. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass private Fotos von NutzerInnen öffentlich einsehbar sind, auch wenn sie nur für FreundInnen freigegeben wurden.

Während die Betreiber des Portals auf diesen Datenschutz-GAU mit Beschwichtigungen reagierten, warnt der ReferentInnenrat der Berliner Humbold-Universität in einem öffentlichen Aufruf vor einer Beteiligung an dem Portal: »Eines der gravierendsten Probleme des StudiVZ ist die Missachtung des Datenschutzes und die mangelnde Datensicherheit.« Andere Studierendenvertretungen haben angekündigt, ähnliche Aufrufe zu starten.