Im Takt des Geldes: Moneten und modernes Denken

Von Philipp Lenhard

Es klingt schon ein wenig angeberisch, wenn ein Verlag damit wirbt, der Autor des Buches habe »ein Werk geschaffen, das Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie neu schreiben könnte«. Wenn dieses Gebaren dann noch durch den Autor selbst übertroffen wird, der in der Einleitung kühn von seiner »Entdeckung« schwärmt, dann vergeht einem regelrecht die Lust auf das Buch. Doch eine Frage brennt auf der Seele: Hält der Autor, was er verspricht?

Unbedingt. Zunächst liegt Eske Bockelmanns »Entdeckung« darin, dass er einen Zusammenhang von Geldform und Denkform feststellt. Das haben vor ihm schon andere getan, etwa der Theodor W. Adorno nahe stehende Alfred Sohn-Rethel. Dieser hatte in seiner Schrift Geistige und körperliche Arbeit hauptsächlich die auffälligen Parallelen von Kants Transzendentalsubjekt einerseits und Geld als dinglicher Erscheinung des Werts andererseits herausgestellt. Bockelmann gibt sich jedoch nicht damit zufrieden, solche Ähnlichkeiten zu skizzieren. Vielmehr versucht er, das Verhältnis von Geld- und Denkform zu bestimmen und es nicht lediglich zu behaupten. Anhand dreier für das neuzeitliche Denken zentraler Gebiete - Musik, Mathematik und Philosophie - weist er nach, dass zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Revolution des Denkens stattgefunden hat. Diese Revolution führt er darauf zurück, dass Geld als gesellschaftliche Synthesis zu funktionieren begann, als sich die Kapitalisierung durchsetzte. Geld wird von ihm nicht als naturwüchsiges oder beliebig gewähltes Tauschmittel verstanden, sondern als verselbstständigte Erscheinungsform abstrakten Reichtums. Nun gehört schon einiges Marx-Studium dazu, um die Metaphysik des Geldes halbwegs begreifen zu können. Bockelmann aber argumentiert behutsam, Schritt für Schritt und daher gut nachvollziehbar. Bisweilen - und das ist eine Schwäche des Buches - fast schon zu behutsam, so dass die Argumentation in Redundanz umschlägt. Dennoch ist Im Takt des Geldes zweifellos eine intellektuelle Bereicherung. Das, was uns als naturgegeben erscheint, ist tatsächlich ein Produkt der »zweiten Natur«, der gesellschaftlichen Verhältnisse. Dass diese Verhältnisse verborgen und nicht auf den ersten Blick zu durchschauen sind, führt häufig zu irrationalen Erklärungsmustern. Bockelmanns Studie könnte helfen, über die »gesellschaftliche Natur (Marx) aufzuklären.