Spekulieren lernen im Realversuch

Studierende gehen mit studentischen Geldern an die Börse Von Claudia Drenske

In Frankfurt an der Oder investiert ein Wirtschaftskurs der Europa-Universität Viadrina an der Börse. Das Startkapital von 30000 Euro stammt aus den Sozialbeiträgen der Studierenden. Eventuelle Gewinne sollen zur Hälfte für »studienrelevante« Reisen und Symposien verwendet werden. Der Rest soll dem Studierendenparlament zugute kommen.

Im Dezember 2005 hatte das Studierendenparlament der Universität insgesamt 60000 Euro für studentische Projekte ausgeschrieben. Einzige Bedingung: die Projekte müssen Studierenden zugute kommen und nachhaltig sein. Unter den Anträgen befand sich auch die Finanzierung des Wirtschaftskurses Active Portfolio Management. Das Projekt hatte der Fachschaftsrat der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät vorgeschlagen. Initiator André Podubbny argumentierte, der Einsatz von echtem Geld habe einen höheren Lerneffekt, als wenn man sich mit Simulationen und Spielgeld begnüge. Die Universitätsleitung und das Studierendenparlament stimmten dem Vorhaben zu.

Nicht alle Studierenden sind von dem Börsen-Programm begeistert: Es sei fraglich, wie ein Kurs, der höchstens 36 TeilnehmerInnen pro Semester zulässt, der Mehrheit der Studierendenschaft zugute kommen könne, von möglichen Verlusten an der Börse ganz zu schweigen. Auch die Nachhaltigkeit des Projekts wird bezweifelt. Das zuständige Dezernat der Universität hat festgelegt, dass sich der Wert der eingesetzten öffentlichen Gelder um maximal 15 Prozent verringern darf. Es sei aber wünschenswert, Verluste zu vermeiden.