Dichtungsring tötet sieben Menschen

Bildergeschichten XIX: Wie ein kleiner technischer Fehler zur Explosion der Raumfähre Challenger führte Von Beate Schulz

Mit bloßem Auge ist die Rauchwolke in 14 Kilometern Höhe kaum zu erkennen; mit einem Teleskop könnte man sie vielleicht für den Kondensstreifen eines Linienflugzeugs halten. Tatsächlich bedeutet sie den Tod der sieben Besatzungsmitglieder des Space Shuttle Challenger.

Am 28. Januar 1986, exakt 73 Sekunden nach dem Start, explodiert das Raumschiff. Ein defekter Dichtungsring am Treibstofftank verursacht die schwerste Katastrophe in der Geschichte der NASA. An Bord sind sechs AstronautInnen: Kommandant Francis Scobee, Pilot Michael Smith sowie die MissionsspezialistInnen Ronald McNair, Ellison Onizuka, Judith Resnik und Grebory Jarvis. Mit ihnen fliegt die Lehrerin Sharon Christa MacAuliffe. Ausgewählt unter mehr als 11000 BewerberInnen, sollte sie als erste Teilnehmerin des neuen Programmes »Teachers in Space« in einem Shuttle mitfliegen und von dort via Satellitenübertragung ihre Klasse unterrichten, die Crew und das Schiff vorstellen und die Begeisterung der Kinder für die Raumfahrt wecken. »I watched the Space Age being born and I would like to participate«, sagte sie in einem der zahlreichen Interviews vor dem Start.

Die Untersuchungskommission, die nach der Katastrophe die Ursache derselben bestimmen soll, macht nicht nur den defekten Dichtungsring für die Explosion verantwortlich, sondern übt auch scharfe Kritik an der NASA. Verantwortliche NASA-MitarbeiterInnen hatten grünes Licht für den Start gegeben, obwohl TechnikerInnen erhebliche Bedenken geäußert hatten. So hätte der Start eigentlich schon sechs Tage zuvor erfolgen sollen, wurde aber wegen technischer Schwierigkeiten und der schlechten Wetterlage mehrfach verschoben. Während der Startvorbereitungen versagte zeitweise ein Teil des Feuerwarnsystems der Tankanlage.

Noch während der Untersuchung stellt die NASA ihr komplettes Shuttle-Programm ein. Die Sicherheitsprotokolle und Qualitätskontrollen werden verschärft. Die Angehörigen der sieben Besatzungsmitglieder gründen die Challenger Organization, die Lernmaterial zur Raumfahrt für Kinder, Eltern und LehrerInnen zur Verfügung stellt, und der 42 Lernzentren angehören. Erst zwei Jahre nach der Explosion der Challenger startet am 28. September 1988 mit der Discovery wieder ein Schiff des Spaceshuttle-Programms.