Unheilige Allianzen: Black Metal unter der Lupe

Von Julia Groth

Im Musikgenre Metal zählt Black Metal zu den umstrittensten Richtungen. Nicht nur, weil die fast durchweg männlichen VertreterInnen sich gern mit schwarz-weißer Gesichtsbemalung, Nietenarmbändern und morbiden Bühnenaccessoires einen martialischen Auftritt verschaffen. Sondern vor allem deshalb, weil die Texte vieler Bands den Eindruck erwecken, dass hinter dem Konzept Black Metal mehr steckt als nur Musik, dass sich in dieser Subkultur eine Ideologie zwischen Satansverehrung und Neonazitum entwickelt hat, deren Gefahrenpotenzial schwer einzuschätzen ist.

Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss haben es sich in ihrem Buch Unheilige Allianzen - Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus zur Aufgabe gemacht, eine Chronik dieser Szene zu erstellen. Angefangen bei der Band Venom, die den Namen Black Metal prägte, zeichnen sie die Entwicklung von Heavy über Thrash und Death Metal bis hin zu den Bands nach, die Gesang über Satan, Odin und Hitler heute in der Metal-Szene gesellschaftsfähig machen. Dabei beleuchten die Autoren annähernd jede Facette des keineswegs homogenen Genres.

Killguss und Dornbusch zeigen auf, welche Verbindungen aus der rechten Ecke des Black Metal in die extrem rechte Szene führen und wo sich die Einstellungen »normaler« Neonazis mit denen der Metal-Musiker decken. Die Grenzen zwischen rechter Ideologie, reiner Provokation und neuheidnischem Weltbild verschwimmen in der Black-Metal-Szene. Wenn ein klischeebeladenes Männlichkeitsbild, eine Vorliebe für Militärisches und der Glaube an ein übermächtiges »nordisches Heidentum« aufeinander treffen, ist der Schritt zur Vorstellung von einer »germanischen Herrenrasse« nicht mehr weit.

In der Tradition von Büchern wie Reto Wehrlis Verteufelter Heavy Metal haben die Autoren ein ausführliches und informatives Nachschlagewerk über eine der aggressivsten Musikszenen erstellt, das sowohl mit als auch ohne Kenntnisse über Black Metal interessant zu lesen ist.