Wenn der Vorhang fällt, geht das Licht aus

Ihr vielgelobtes Konzept könnte der Kölner »Bühne der Kulturen« zum Verhängnis werden Von Gregor Leyser

Ein 20-jähriges Jubiläum ist in der Regel ein Anlass zur Freude und zum Feiern. Akute Geldsorgen haben den MitarbeiterInnen der »Bühne der Kulturen« in Köln-Ehrenfeld und des dort ansässigen Arkadas-Theaters allerdings die Feierstimmung verdorben. Die Bühne steht vor dem Aus, da die Förderung nur noch bis Ende August gesichert ist. Wie es dann weitergehen soll, ist bisher ungeklärt. »Die laufenden Kosten sind zu hoch und lassen uns keine Möglichkeit, auf eine Entscheidung der Stadt zu warten«, sagt Theatermanagerin Lale Konuk. Die Neukonzeption der Förderung, an der die Stadt arbeitet und die ab Sommer nächsten Jahres umgesetzt werden soll, würde zu spät kommen.

Dabei befindet sich die »Bühne der Kulturen« in einer paradoxen Situation. Denn nicht nur die Kulturschaffenden, auch die politisch Verantwortlichen sind von dem Konzept überzeugt, wollen es erhalten und im nächsten Jahr sogar verstärkt fördern. Doch gerade die besondere Ausrichtung könnte der Spielstätte zum Verhängnis werden. Die »Bühne der Kulturen« zeigt nicht nur klassisches Theater, sondern versteht sich als freie Bühne, die verschiedenen kulturellen Veranstaltungen von MigrantInnen eine Plattform bieten will. Neben anspruchsvollem Theater, wie es Arkadas und viele Gastproduktionen bieten, liegt ein besonderes Augenmerk auch auf kultureller Erziehung. Dies gilt nicht nur für Produktionen von und für Kinder und Jugendliche. »Unser Ziel ist es, auch Migranten der ersten Generation für das Theater zu begeistern«, sagt Konuk. Das will sie zum Beispiel mit orientalisierten Versionen von Shakespeare-Stücken erreichen: Wie hätte Hamlet angesichts des Mordes an seinem Vater gehandelt, wenn er sich im Orient zugetragen hätte?

Dafür existiert in Köln aber bis heute kein adäquates Förderkonzept. Bisher wurde der Betrieb mit Mitteln aus dem Theaterförderkonzept aufrechterhalten. Diese jeweils für vier Jahre gewährte Förderung hat allerdings ihre Tücken, denn für jede Produktion wird erst nachträglich über die Förderwürdigkeit entschieden. Passt etwas nicht ins Konzept, fließt kein Geld. Dieser Zustand hat die »Bühne der Kulturen« schon in der Vergangenheit in finanzielle Bedrängnis gebracht. Daher begrüßt Konuk eine Neukonzeptionierung der Förderung, an der sich neben dem Kulturamt auch die betreffenden Stellen für Bildung, Soziales und Migration beteiligen müssten. Zwar hat die Stadt Köln die Problematik erkannt, doch eine Lösung im nächsten Jahr wäre für die »Bühne der Kulturen« bereits zu spät.

In einem Richtlinienpapier aus dem April 2006 wünscht sich die Stadt Köln eine »kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund«. Außerdem soll ein »Dialog der Kunst und Kultur von MigrantInnen und NichtmigrantInnen« angestrebt werden. Genau das leistet die »Bühne der Kulturen« bereits seit geraumer Zeit. Eine Schließung wäre daher »das falsche Signal zum falschen Zeitpunkt«, so Konuk.