Für immer in Honig

Von Hartmut Schwarz

Was ist das denn für ein dickes grünes schweres Buch, fragt man sich, wenn man den neuen Roman Für immer in Honig von Dietmar Dath in Händen hält. Muss man das lesen? Kann man das überhaupt lesen? Nach der Lektüre stellt es sich dann überraschend als erster großer deutscher Zombie-Roman heraus.

Dath, bekannt als Ex-Chefredakteur der Zeitschrift Spex und mittlerweile Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat in diesem Klotz so ziemlich alles verwurstet, was er in den letzten Jahren geschrieben hat. Politische Analysen und Manifeste, Popmusik und Philosophie, Literaturkritik und Kategorientheorie, all das findet seinen Platz in Für immer in Honig.

Ein Roman ist es dennoch, und ein wirklich unterhaltsamer dazu: Die Welt, wie wir sie kennen, geht unter. Zuerst sind es nur die Zombotiker, die Probleme machen: Tote, die mittels High-Tech und »Mythizin« wieder zum Leben erweckt werden. Dann aber schickt sich eine Armee von wirklichen Zombies an, die Erde zu beherrschen. Widerstand kommt aus den unterschiedlichsten Richtungen: Eine geheime Sekte werwolfartiger Kreaturen, ein betrunkener Bundeswehrgeneral, die israelische Armee, die US-amerikanische Präsidentin Hillary Clinton, schwäbische Kleinstadtnazis und weitere skurrile Figuren stemmen sich dem grauenhaften Regime der Untoten entgegen. Als sich nach langem verlustreichem Kampf das Blatt zugunsten der Lebenden zu wenden scheint, zeichnen sich die Umrisse einer ungeheuerlichen Verschwörung ab.

Doch Dath fällt nicht gleich mit der Tür ins Haus. Zunächst läuft die Geschichte ganz unverdächtig an, ihre Figuren sind glaubwürdig und irgendwie normal. Besonders schön ist die augenzwinkernde Karikatur seiner selbst als leicht trotteliger intellektueller Mittdreißiger, der versucht, seine Umgebung zu schockieren, indem er eine Fünfzehnjährige dazu überredet, als seine Freundin aufzutreten. Oder der abgehalfterte Mathematiklehrer mit Alkoholproblem, der sich in die schwäbische Provinz zurückzieht und dort in eine amour fou mit einer durchtrainierten Nazi-Schlägerin gerät.

Nur langsam bricht die Welt, wie wir sie für real halten, auf, und immer merkwürdigere Vorgänge und Figuren dringen aus den Ritzen, die diese Brüche hinterlassen. So gelingt es Dath, die unvorbereiteten LeserInnen in immer abstrusere Ideen und Handlungsstränge hineinzuziehen.

Das ist frech, schrill, verworren und nicht immer stringent, denn besonders gegen Ende entgleitet dem Autor der Plot zusehends. Er ist aber auch höchst spannend und mit einer haarsträubenden Fantasie und viel Witz ins Werk gesetzt.

Dietmar Dath: Für immer in Honig, Implex-Verlag, Freiburg 2005, 35 Euro.