Erfolg mit Hitlersmiley und Zahnspange

Frühpubertäre Zwillinge fiedeln und trillern rechtsradikale Liedchen Von Nicola Milani

Ihre AltersgenossInnen eifern Britney Spears oder Travis Pastrana nach, doch das Idol der dreizehnjährigen Zwillinge Lynx und Lamb - zu deutsch: Luchs und Lamm - Gaede aus den USA ist niemand anders als Adolf Hitler. Rein äußerlich passen sie auch genau in dessen Arierschema mit ihren blauen Augen, den blonden Haaren und der weißen Haut. Mit ihrem Zahnspangenlächeln wirken sie zudem wie zwei Unschuldsengel. Als Prussian Blue reihen sie sich zwar auch in die Liste rechtsradikaler Bands ein, doch anders als diese könnte man ihre mit Gitarre und Geige vorgetragene Musik als unschuldig bezeichnen, wenn man nicht auf den Text achten würde. So wird in ihren Liedern Rudolf Heß zu einem »Mann des Friedens, der niemals aufgab«, und ArierInnen werden dazu aufgerufen, ihre »Angst in Hass« zu wandeln.

Ihr Bandname ist nicht nur ein Verweis auf ihre Herkunft, sondern auch auf den blauen Rückstand, der in den Gaskammern der Konzentrationslager durch die Anwendung von Zyklon B an den Wänden zu finden war. Dabei hat ihre Mutter April den Zwillingen stets eingetrichtert, dass der Holocaust nur ein »Mythos« sei.

Dass sich Lynx und Lamb ihre politische und ethische Meinung nicht selbst gebildet haben, lässt allein ihr Alter erkennen. Das Bild vervollständigt sich, wenn man sich die Familie genauer ansieht. Ihr Großvater brandmarkt auf seiner Farm die Rinder mit dem Hakenkreuz und stellt dieses Symbol auch sonst gerne zur Schau. Ihre Mutter hat den Vater der Zwillinge nach arischen Gesichtspunkten ausgesucht und der jüngsten Tochter den illustren Namen Dresden gegeben.

Vor allem ihrer Mutter April haben sie ihre Gesinnung zu verdanken. Diese hat die Kinder aus der Schule genommen und zu Hause selbst unterrichtet. Dies ist in den USA durchaus möglich, meistens gibt es dafür jedoch staatliche Richtlinien. In Kalifornien werden diese Regelungen recht locker gehalten, sodass April Gaede sie gänzlich außer Acht lassen konnte. Ihr Unterricht beinhaltete nicht nur braun verfärbten Geschichtsunterricht, sondern auch den Einsatz von rassistischen Lesefibeln, anhand derer Lynx und Lamb das Alphabet mit Begriffen wie Eugenik und Blut lernten. Zudem verwendet die Mutter keine Lehrbücher, die nach 1950 erschienen sind, denn diese seien zu sehr beeinflusst von der Bürgerrechts- und Frauenbewegung.

Prussian Blues Produzent Erich Gliebe von der rechtsradikalen Plattenfirma Resistance Records glaubt, dass die Zwillinge mit ihrer Musik vor allem auf die Elf- bis Zwölfjährigen Einfluss üben könnten. »Ich denke, das ist das perfekte Alter, um Kindern eine starke rassische Identität anzuerziehen«. Auch die rechtsextreme National Alliance, der April Gaede vor vier Jahren beigetreten ist, ist begeistert von Lynx und Lamb. Der Ku Klux Klan macht zudem auf seiner Internetseite Werbung für die Band und lässt sie gerne auf seinen Veranstaltungen auftreten.

Jetzt versuchen die Zwillinge gemeinsam mit ihrer Mutter, ihr Album Fragments of the Future auch in Deutschland zu verkaufen. Vorher jedoch ließ April Gaede alle Erwähnungen des Nationalsozialismus entfernen - Begründung: In Deutschland herrschen so strenge Gesetze.