Ouvertüre

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Die Attacke, das muss man schon sagen, war hervorragend geplant. Und berechtigt war sie erst recht. Dieses faule StudentInnenpack, diese SchmarotzerInnen, die sich bis mindestens 12 Uhr im Bett fläzen und sich dann direkt im Biergarten und auf Partys vollaufen lassen, erdreisteten sich doch tatsächlich, für dieses Lotterleben auch noch auf die Straße zu gehen. Nein! Gegen diese Taugenichtse, die sich ihr Studium - wenn man dieses jahrelange Faulenzen überhaupt so bezeichnen kann - von HandwerkerInnen finanzieren lassen, musste einfach was unternommen werden.

»Immer feste drauf!«, dachte sich also der jungdynamische Mann, der wirklich schnieke aussah in Anzug und Schlips und mit diesem hochmodischen Aktenkoffer in der Hand. War die Situation doch ausgesprochen günstig für diesen gestriegelten und wie aus dem Ei gepellten Menschen der Marke typischer Banker. Leute von der Straße zu fegen, damit hat er schließlich ausreichend Erfahrung. Praktiziert er es doch jeden Tag auf der Autobahn, die Hand ständig leicht nervös zuckend an Lichthupe und Blinker links.

Mittendurch durch das Transparent, war kurz umrissen der Angriffsplan dieses schnittigen Karrieristen. Und natürlich galt es, das Überraschungsmoment im Rücken der GegnerInnen zu nutzen. Kennt man ja! Im Rücken sammeln, urplötzlich hervorstoßen, gegnerische Linie spalten. Gesagt, getan!

Und dann? Attacke erfolgreich beendet, Transparent komplett zerstört. »Immer weiter!«, ehe das Gesindel auch nur ansatzweise reagieren kann. Und auf keinen Fall zurückblicken. Was hinten passiert, kann ja wohl schnurzpiepegal sein. Was macht es schon, wenn sich eine der beiden Transparentstangen einer Demonstrantin, die im Auftrag einer mickrigen studentischen Zeitung auch noch Bilder von diesem Gesocks macht, in den Hals bohrt? Egal! Der Weg ganz nach oben ist nun mal steinig. Da gilt es, die Ellbogen einzusetzen und das auf keinen Fall zu knapp. Auf einen Kollateralschaden mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht an.

Die Redaktion