Das Deutsche in der deutschen Kunst: Keine spezifischen Erkenntnisse

Von Verena Risse

In einer Welt, in der nicht nur Konsumgüter, sondern auch Kunst- und Kulturgüter globalisiert und somit universalisiert werden, wird häufig eine Rückbesinnung auf nationale Besonderheiten gefordert. Nun wird man dem Kunsthistoriker Volker Gebhardt freilich nicht unbedingt unterstellen können, dieses Ziel vor Augen gehabt zu haben, als er nach dem Deutschen in der deutschen Kunst zu suchen begann. Dennoch scheint der Versuch, das Eigene, Nationale erfassen und einordnen zu wollen, ein wenig den Zeitgeist widerzuspiegeln.

Gebhardt bemüht sich nachzuvollziehen, was insbesondere in Deutschland entstehen und geschaffen werden konnte und andernorts nicht möglich war. Er zeigt, wie in verschiedenen Epochen aus dem Ausland auf Deutschland und das deutsche Kunstschaffen geblickt wurde und welche Einflüsse andererseits von dort auf deutsche KünstlerInnen wirken konnten.

Die einzelnen Kapitel sind geordnet nach Gattungen, Themenbereichen oder Epochen. So gibt es zum Beispiel einen Abschnitt, der sich speziell der Gotik des Kölner Doms widmet. In einem anderen untersucht Gebhardt die deutsche Kunst im Nationalsozialismus. Die LeserInnen können die Kapitel unabhängig voneinander lesen und verstehen; je nach Geschmack und Interesse.

Um es vorwegzunehmen: Letztlich gelingt dem Autor zwar eine repräsentative Darstellung deutscher Kunst- und Rezeptionsgeschichte, die durchaus in Abgrenzung zum Internationalen und Globalen zu sehen ist. Eine Formel für das spezifisch Deutsche findet aber auch er letztlich nicht. Dies macht das Buch aufgrund seiner vielfältigen Ansätze jedoch nicht weniger lesenswert.

Freilich und zu Recht erhebt Volker Gebhardt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Und wie jede Auswahl ist auch diese, die er durch die individuelle Setzung seiner Schwerpunkte getroffen hat, subjektiv und daher wertend. Da der Autor aber ein tiefgehendes Fachwissen besitzt, dieses auch darzustellen vermag, und die meisten Themen ansprechend aufbereitet werden, ist das Buch für KunstliebhaberInnen und -interessierte durchaus zu empfehlen. Außerdem ist der Überblick, den Gebhardt bietet, repräsentativ und informativ, sodass sich das Werk auch zum Nachlesen bestens eignet.

Volker Gebhardt: Das Deutsche in der deutschen Kunst, Dumont, Köln 2004, 58 Euro.