Bitte draußen bleiben

Der diesjährige OFW-Kongress hat kurzerhand das gesamte Philosophikum in Beschlag genommen. Von Beate Schulz

Während sich Josef Ackermann, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, und Steffen Klusmann, Chefredakteur der Financial Times Deutschland, beim Galadiner zuprosteten, mussten zahlreiche StudienanfängerInnen an Zelten, überdachten Gängen und Security-Personal vorbei nach ihren verstreuten Beratungsveranstaltungen suchen. Das Organisationsforum Wirtschaftskongress (OFW) hatte mit Zustimmung des Rektorats am 6. und 7. April zum 10th World Business Dialogue eingeladen. Wie schon zwei Jahre zuvor beanspruchte das OFW das gesamte Erdgeschoss des Philosophikums sowie das Hörsaalgebäude und verbarrikadierte mit überdachten Gängen den Zugang zur Universitätsbibliothek. Diesmal stellte die Blockade des Philosophikums eine noch größere Belästigung als sonst dar: Die traditionell in der ersten Woche vor Vorlesungsbeginn stattfindenden Beratungen der Fachschaften und der Institute für StudienanfängerInnen mussten dem OFW weichen.

Die Veranstaltungen der Fachschaften waren auf einzelne Räume in den Instituten und der Universitätsbibliothek verstreut. Der Infotisch des SprecherInnenrates der Philosophischen Fakultät, sonst zentral im vorderen Bereich des Philosophikums gelegen, musste versteckt zwischen Hausmeisterloge und Aufzügen untergebracht werden. Um überhaupt dorthin zu finden, waren die StudentInnen zu einer Schnitzeljagd entlang der Wegpfeile und Schilder gezwungen. »Da haben sicherlich eine Menge Studis irgendwann kapituliert. Wir hatten eindeutig weniger Erstsemester in den Beratungen. Zu Fächern, die in Außeninstituten liegen, sind viele gar nicht erst gekommen«, so Bastian Schmatz von der Fachschaft Germanistik.

Wer ob der Odyssee zwischen den Gebäuden noch nicht aufgegeben hatte, scheiterte oft an der nächsten Hürde: dem Sicherheitspersonal des OFW. Dessen Verhalten »habe nicht den an der Universität gepflegten Umgangsformen entsprochen«, so Dekan Hans-Peter Ullmann in einem Beschwerdebrief an das Rektorat. »Das ist eine amüsante Untertreibung. Das Security-Personal war schlichtweg unverschämt und diskriminierend«, kommentiert Schmatz. Als Rollstuhlfahrer sei er beim Versuch, das Philosophikum über die Rampen zu durchqueren, massiven Anfeindungen der Sicherheitskräfte ausgesetzt gewesen.

Von Seiten der Verwaltung heißt es, dass man das Rektorat auf die Terminüberschneidung hingewiesen habe. Dort war also bekannt, dass der Kongress die Beratungen erheblich behindern würde. Ullmann hofft nun, solche Probleme durch ein Gespräch mit Rektor Axel Freimuth für die Zukunft ausräumen zu können. Das dürfte aber ebenso unwahrscheinlich sein wie die Erfüllung des Wunsches, als Ausgleich ein Stück vom finanziellen Kuchen zu erhalten. Denn wo andere VeranstalterInnen circa 50000 Euro Miete hätten zahlen müssen, wurden dem OFW gerade mal 7000 Euro berechnet. Dies deckt nicht einmal die Hälfte der Kosten der feierlichen Rektoratsübergabe, die Freimuth bei seinem Amtsantritts im Hyatt-Hotel begangen hatte.