Ouvertüre

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Von goldenen Tellern zu speisen ist nicht gerade purer Luxus. Dies wusste schon der Offizier seiner britischen Majestät, Horatio Hornblower, der Napoleon auf allen Weltmeeren das Fürchten lehrte. Aufgeklärt wurde die nach dem legendären Horatio Nelson gestaltete Romanfigur - Nelson hatte als Sieger der Seeschlacht bei Trafalgar den französischen Invasionsplänen ein Ende gesetzt - beim Galadinner des russischen Zaren Alexander von seiner Tischdame, der Gräfin Canerine: »Ein Goldservice sieht zwar wunderschön aus. Aber leider werden die Speisen, die man davon isst, sofort kalt.«

»Hoffentlich kennt Magnifizenz seinen C. S. Forrester«, wollen wir angesichts der folgenden Zeilen derart Welt verändernde Erkenntnisse des 19. Jahrhunderts in Erinnerung rufen. Dass der neue Rektor zum Essen in die Mensa geht, macht ihn ja fast schon sympathisch. Dass er sich dabei aber - gepriesen sei an dieser Stelle der investigative Journalismus, den sich die philtrat als oberste Maxime auf die Fahne geschrieben hat - hofieren lässt wie besagter Zar, lässt dieses zaghaft keimende Pflänzchen der Zuneigung schnell wieder verkümmern.

Nun gut: Das Goldservice lässt sich historisch für die Mensa nicht belegen. Ebenfalls nicht verbürgt ist, dass seine Magnifizenz mit gepuderten Haaren zu Tische bat. Aber beim Rest fühlt man sich dann doch an einen Empfang bei den Romanows erinnert - zumindest verglichen mit den Maßstäben, die in der Mensa für Otto Normalstudent so angelegt werden. Das Brotkörbchen mit millimetergenau gefalteter Serviette etwa dürfte für StudentInnen ebenso unerreichbar sein wie das Servicepersonal am Tisch.

Was fehlt also der Kölner Universität? Ein Restaurant auf dem Albertus-Magnus-Platz natürlich. Seine Magnifizenz könnte die Wirtschaftsbosse, die in zukunftsträchtige Studiengänge investieren wollen, first-class bewirten lassen und müsste sich nicht einmal auf der durch den Regen aufgeweichten Uniwiese die Schuhe ruinieren. Trockenen Fußes zum Dinieren im Auftrag der Hochschule: Schon die Ex-Ex-Spektabilität der Philosophischen Fakultät träumte diesen Traum. Viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe wünscht:

Die Redaktion