Kein Platz für Junkies?

Die Stadt Köln streicht den Etat für den Druckraum am Hauptbahnhof. Das bedeutet die Schließung der Einrichtung. Von Beate Schulz

Jährlich 245000 Euro kostet es die Stadt, am Kölner Hauptbahnhof einen Raum zu betreiben, in dem drogensüchtige Menschen Bedingungen vorfinden, die ihnen ein hygienisches Spritzen ermöglichen. Die Vorteile dieser Einrichtung liegen klar auf der Hand: Der Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Hepatitis und HIV wird vorgebeugt, für den Notfall steht medizinisches Fachpersonal bereit und es geraten weniger Spritzen auf Spielplätze oder an andere dafür ungeeignete Orte. Zudem ist gleich nebenan eine Kontakt- und Notschlafstelle des Sozialdienstes Katholischer Männer, wo Hilfen zu Ausstieg und Entzug angeboten werden. Im nächsten Jahr allerdings wird das Geld nicht mehr zur Verfügung stehen; der Druckraum steht vor dem Aus. Angesichts der Summe von 1,5 Millionen Euro, die für den Weltjugendtag im August bereitgestellt wird, scheint die geplante Einsparung reichlich deplatziert.

Gesundheitsdezernentin Ursula Christiansen (SPD) zufolge ist die NutzerInnenzahl zu gering, um die Kosten zu rechtfertigen. Ein Argument, dem Wolfgang Scheiblich, Mitarbeiter des Druckraumes, vehement widerspricht. Er erklärt, dass jeden Tag zwischen 20 und 45 Leute kämen, um das Angebot zu nutzen. Dreihundert DrogenkonsumentInnen schauten regelmäßig vorbei.

Auch bei den Parteien regt sich bereits Protest gegen die Schließung. Marco Mendorf, drogenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, erklärte im Kölner Rat, dies käme einem »Kahlschlag in der Drogenpolitik« gleich. Sein Antrag auf Erhalt des Raumes wurde jedoch von CDU und SPD in die Haushaltsplanberatung verlagert. Während die CDU dem Projekt Druckraum immer kritisch gegenüberstand und die Effizienz der Sparpläne prüfen möchte, setzt sich inzwischen selbst die Partei der Gesundheitsdezernentin für den Erhalt ein. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD im Rat, Michael Paetzold, ließ verlauten, die Einrichtung sei ein zentraler Bestandteil des Kölner Drogenhilfesystems. Eine Einstellung, die Aris Ünal von den Grünen teilt. Er schlägt vor, in anderen Bereichen als der Gesundheitsverwaltung zu sparen.Julia Groth