»Von außen aufgezwungen«

Neue Studiengänge, Stellenstreichungen und Schließung ganzer Fächer drohen: Im Gespräch mit der philtrat äußert sich der neue Dekan, der Historiker Hans-Peter Ullmann, zu den geplanten Reformmaßnahmen. Von Julia Groth

Anfang Februar wurde der Geschichtsprofessor Hans-Peter Ullmann zum neuen Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt. Für die philtrat sprachen Beate Schulz und Julia Groth mit ihm über drohende Stellenstreichungen und Fächerschließungen.

Welche Aufgaben und Problemstellungen sehen Sie in Ihrer Amtszeit auf sich zukommen?

Da wäre zunächst die Umsetzung der Bologna-Deklaration, also vor allem die Einführung der BA/MA-Studiengänge. Wir werden vermutlich im kommenden Semester eine Rahmenordnung verabschieden. Anschließend müssen die einzelnen Fächer ihre Studiengänge ausarbeiten, und danach geht das Ganze zur Akkreditierungsagentur. Dann gibt es Pläne, die Fakultäten neu zu gliedern. Das berührt natürlich die Philosophische Fakultät im Kern. Schon jetzt ist sie groß, und es fragt sich, ob sie anders strukturiert werden sollte, damit sie effizienter arbeiten kann. Schließlich wird sich die Fakultät überlegen müssen, mit welchem Fächerangebot sie die BA/MA-Studiengänge in Zukunft bedienen kann.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Schwierigkeiten der BA/MA-Umstrukturierung?

Das Problem liegt weniger bei den großen Fächern, die geringere Schwierigkeiten haben, die Kapazitäten für ausreichende Lehrangebote bereitzustellen. Bei den kleineren Fächern wird es so genannte Verbundstudiengänge geben müssen, bei denen sich mehrere Fächer zusammentun, um dann gemeinsame BA/MA-Studiengänge anzubieten. Vielleicht werden sich die kleinen Fächer auch noch stärker als bisher um Kooperationen mit anderen Universitäten wie etwa Bonn oder Düsseldorf kümmern müssen.

Wie will die Fakultät die Finanzierung der Akkreditierung bewerkstelligen?

Wir hoffen, dass wir von der Universität Mittel bekommen. Auf jeden Fall werden wir in diesem und im nächsten Jahr Rückstellungen machen, um die erwarteten Kosten zu verteilen.

Nach den Stellenstreichungen bei den BeamtInnen stehen eventuell auch Kürzungen im Angestelltenbereich an. Wie stark wäre die Fakultät betroffen?

Wenn dort in gleicher Relation abgebaut wird, geht es vermutlich um ein Dutzend bis 15 Stellen. Aber es ist noch nicht klar, was die Tarifverhandlungen mit den Ländern bringen werden. Wir müssen auch sehen, in welchem Zeitraum wir die Stellen abzugeben haben. Je kürzer der Zeitraum ist, desto größer sind die Schwierigkeiten. Dann wird man versuchen, im Bereich der wissenschaftlichen und der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter die nötigen Stellen zu finden. Das ist nichts, was die Fakultät gern macht. Es ist genau wie bei der letzten Streichwelle: Auch diese wurde uns von außen aufgezwungen.

Aus welchen Fächern sollen diese Stellen genommen werden?

In der Diskussion der letzten Monate sind große und kleine Fächer gegeneinander ausgespielt worden; das habe ich nicht für gut gehalten. Meine Position war, man dürfe nicht generell die kleinen Fächer von Streichungen ausnehmen. Zunächst ist es sinnvoll, die Fächervielfalt in der Fakultät zu erhalten. Aber die großen Fächer, die ja zum wesentlichen Teil Lehramtsfächer sind, werden ein Kapazitätsproblem bekommen und ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können, wenn bei ihnen zu stark gestrichen wird. Man kann gerade im Zusammenhang mit BA/MA-Studiengängen jedoch darüber nachdenken, inwieweit sich kleine Fächer mit einer Professur ohne entsprechende Ausstattung fortführen lassen. Wer dafür ist, die kleinen Fächer und mit ihnen die Fächervielfalt in der Fakultät zu erhalten, wird auch über solche Lösungen sprechen müssen.

Im Rahmen der Diskussion um die Schließung der Indologie gab es Spannungen zwischen der Strukturkommission und der Engeren Fakultät. Wie wollen Sie solchen Differenzen entgegenwirken?

Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die Entscheidungsstrukturen verändern. Ich stelle mir vor, die personellen Überschneidungen weitgehend abzubauen, Strukturkommission und Engere Fakultät also nicht mehr in Teilen identisch zu besetzen. Beide sollten voneinander unabhängige Gremien bilden, die ihre eigenen Zuständigkeiten haben. Entscheidungsgremium ist die Engere Fakultät.

Nach den Ergebnissen der Gremienwahlen im Januar schien der Romanistikprofessor Daniel Jacob der bevorzugte Kandidat der ProfessorInnenschaft für das Amt des Dekans zu sein. Wie ist Ihre Position zu diesem Wahlergebnis?

Es hat ein Gespräch zwischen Herrn Jacob und mir gegeben und Herr Jacob hat gesagt, er wolle nicht für das Amt des Dekans kandidieren. Denn es handelt sich ja um zwei verschiedene Wahlverfahren. Es gibt die Wahlen zur Engeren Fakultät, in denen nicht der Dekan bestimmt wird. Dann folgt die Wahl des Dekans durch die Engere Fakultät und da hat es eine solide Mehrheit gegeben.

Wie lautet Ihre Position zu Studiengebühren?

Ich bin ein Anhänger von Studiengebühren, allerdings unter zwei Bedingungen: erstens, dass das Geld den Universitäten zufließt, was im Moment nicht der Fall ist, und zweitens, dass es Stipendien gibt, die garantieren, dass niemand aus finanziellen Gründen auf ein Studium verzichten muss.