Demokratie spielen

Ende Januar finden die Wahlen zu den universitären Gremien statt. Bei den ProfessorInnen wäre beinahe das eigentlich Undenkbare geschehen - eine Gegenkandidatur. Von Sabine Fischer

Vom 25. bis 27. Januar finden an der Kölner Universität die alljährlichen Gremienwahlen statt. Gewählt werden die Organe der universitären Selbstverwaltung. Hierzu gehören der Senat, im dem alle Entscheidungen die Universität betreffend getroffen werden, die Engeren Fakultäten, die auf Fakultätsebene entscheiden, und der Beirat der Gleichstellungskommission. Wahlberechtigt sind alle StudentInnen der Kölner Universität sowie ProfessorInnen und Angestellte.

»Traditionell haben wir bei den Gremienwahlen eine sehr niedrige Wahlbeteiligung«, bedauert Sebastian Schröder, Kandidat der Liste der Fachschaften für die Engere Fakultät. Das liege daran, dass die Wahlen zu den universitären Gremien in der Regel eineinhalb Monate nach den Wahlen zum StudentInnenparlament stattfänden. Oft werde er, fährt Schröder fort, mit Aussagen konfrontiert wie »Schon wieder Wahlen? Ich habe doch erst vor einigen Wochen gewählt.«

Hinzu kommt, dass die universitären Gremien den meisten StudentInnen weitgehend unbekannt sind und auch deren Struktur schwer zu vermitteln ist. Im Gegensatz zum StudentInnenparlament etwa sind in den universitären Gremien alle vier Statusgruppen vertreten, also außer den StudentInnen auch die ProfessorInnen sowie die wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen MitarbeiterInnen.

Zudem ist der studentische Einfluss in diesen Gremien sehr gering, da laut Gesetzesvorgabe ProfessorInnen in allen Ausschüssen, die sich mit Forschung und Lehre befassen, die absolute Mehrheit haben muss. So verfügen beispielsweise im Senat die ProfessorInnen über sieben Sitze, während die drei anderen Statusgruppen zusammen nur auf fünf stimmberechtigte Mitglieder kommen. »Aufgrund dieser eingeschränkten Möglichkeiten ist nur schwer zu erklären, warum die Wahl zu den Gremien trotzdem wichtig ist«, findet Daniel Klisch, einer der drei Spitzenkandidaten der Liste von FachschafterInnen für den Erweiterten Senat.

Für die Gruppe der StudentInnen kandidiert bei den Wahlen zur Engeren Fakultät, die als höchste Entscheidungsinstanz an der Philosophischen Fakultät unter anderem den Dekan oder die Dekanin wählt, nur die Liste der Fachschaften. Bei den ProfessorInnen, die im Gegensatz zu den StudentInnen nur alle zwei Jahre an die Urne gebeten werden, wäre in diesem Jahr hingegen beinahe das ungeschriebene Gesetz gebrochen worden, dass es keine Gegenkandidaturen geben soll. Von einigen ProfessorInnen wurde eine Kandidatur gegen die »offizielle Liste« in Erwägung gezogen, da sie mit undemokratisch und intransparent getroffenen Entscheidungen der Fakultät unzufrieden waren. Letztendlich wurde jedoch der Kompromiss ausgehandelt, dass einige KritikerInnen mit auf der »offiziellen Liste« kandidieren.

Weiterhin nahmen die unzufriedenen ProfessorInnen Anstoß an der bereits im Vorfeld von einer kleinen Gruppe von ProfessorInnen ausgeklüngelten Wahl des Historikers Hans-Peter Ullmann zum neuen Dekan. Er sei als Vertreter einer harten Linie gegenüber kleinen Fächern bekannt und daher als Dekan nicht tragbar. Eine Einschätzung, die sich auch mit derjenigen des SprecherInnenrates der Philosophischen Fakultät (SpRat) deckt. »Zudem werden die Fachschaften sich nicht an einer Wahl beteiligen, bei der KandidatInnen bereits im Vorfeld bestimmt wurden«, kommentiert Boris Siuda vom SpRat das Demokratieverständnis der ProfessorInnen.