Wahnsinn mit Erfolg

Von Julia Groth

Wenn in Eminems Video Michael Jacksons Plastiknase aus dem Gesicht fällt und Madonnas Spitzbrüste qualmen, dann ist das zwar amüsant, aber in der Art nichts Neues. Der Vorreiter anspruchsvoller Musikparodien in den USA ist schon seit Anfang der Achtzigerjahre im Geschäft: Weird Al Yankovic.

In Amerika schon längst eine Berühmtheit und auch in Deutschland kein Unbekannter mehr, nimmt der Mann, der sich bezeichnenderweise Weird Al (verrückter Al) nennt, kein Blatt vor den Mund, aber dafür seit vielen Jahren nahezu alles auf die Schippe, was in Radio und Fernsehen Musikalisches zu hören ist. Metallicas Enter Sandman ist ebenso wenig vor ihm sicher (Enter Napster) wie Michael Jacksons Hit Bad (Fat) und The Offsprings Pretty fly (for a white guy), welches zu Pretty fly for a rabbi mutiert. Al Yankovics parodistisches Talent macht keinen Halt vor Genregrenzen, was wohl einen Teil seines Erfolgs ausmacht. Sein aktuelles Album Poodle Hat, das letztes Jahr erschienen ist, und auf dem unter anderem Avril Lavigne und Eminem durch den Kakao gezogen werden, hat den Grammy für das beste Comedy-Album des Jahres 2003 gewonnen. Für Weird Al bedeutet das den dritten Grammy, und ein Ende seines Erfolges ist glücklicherweise noch lange nicht in Sicht.

Seine ersten Werke kann Weird Al, dessen Geburtsname Alfred Matthew Yankovic lautet, bereits auf dem College an den Mann bringen. Dr. Demento, Moderator einer Comedy-orientierten Radioshow, findet Gefallen an einem eingeschickten Tape und spielt es in seiner Sendung. Nachdem Al Yankovic wegen der großen Resonanz eine Zeit lang in der Sendung mitgewirkt hat, folgt im Jahr 1982 ein Plattenvertrag. Al, der sich inzwischen den Künstlernamen Weird Al gegeben hat, veröffentlicht auf seinem ersten Album »Weird Al« Yankovic Stücke wie die Queen-Parodie Another One Rides The Bus, und Ricky nach Tom Basils Mickey.

Typisch für Weird Al ist ein gewisser Polka-Anteil auf vielen, wenn nicht sogar allen seinen CDs. Seit Kindertagen beherrscht er das Akkordeon und schreckt nicht davor zurück, Chart-Lieder mit Polkamelodien zu bearbeiten. Natürlich beschränkt sich jemand mit dem musikalischen Talent eines Al Yankovic jedoch nicht allein aufs Parodieren, auch wenn dort nach wie vor sein Schwerpunkt liegt. Zirka die Hälfte der Lieder auf seinen CDs wurde von ihm selbst geschrieben und komponiert.

Zu bereits erwähntem Song Ricky entsteht auch Weird Als erstes Video, das sogar mehrfach bei MTV ausgestrahlt wird. Seitdem sind Musikvideos ein wesentlicher Bestandteil von Als parodistischem Repertoire. Mit der gleichen bissigen Stilsicherheit, mit der er Texte gekonnt verdreht, gelingt es ihm, bereits existente Videos exzellent nachzudrehen und auch das kleinste Detail nach seinen Vorstellungen zu veralbern. Das Video, das ihm den Durchbruch auf dem visuellen Sektor bringt, ist Eat it, eine Persiflage auf Michael Jacksons Beat it, in der er die typischen Bewegungen des King of Pop gekonnt imitiert.

Schon in diesem ersten Video sind Weird Als Wandlungsfähigkeit und seine Vorliebe für die verschiedensten Rollen und Kostüme bemerkenswert. Als Kurt Cobain im Video zu Smells like Nirvana parodiert er in Gammeljeans und Schlabberpulli die undeutliche Aussprache des Nirvana-Sängers. Angeblich antworten Nirvana darauf mit dem Kommentar, dass sie sich nicht darüber im Klaren gewesen wären, schon so berühmt zu sein, bis Weird Al sie parodiert habe.

Nach der Veröffentlichung seines fünften Albums Even Worse im Jahr 1988 weitet sich sein Arbeitsfeld auch auf das Kino aus: Er dreht seinen ersten Film mit dem Titel UHF. Den Soundtrack, der Lieder wie Attack of the Radioactive Monsters from a Planet Near Mars beinhaltet, schreibt er selbstverständlich selbst. In deutschen Kinos ist der Film leider kein Erfolg, aber er ist mittlerweile auch hier auf DVD erschienen.