»Sicherheit, Sauberkeit, Tempo«

Allerhand Skurriles aus dem Kölner Kommunalwahlkampf Von Julia Kirchner

Nun ist er also vorbei, der Kommunalwahlkampf. Wochenlang konnte man auch in diesem Wahljahr die fleißig plakatierten Wahlkampagnen der alteingesessenen und neueren Parteien begutachten. Und wir wissen jetzt, dass unsere Sicherheit in guten Händen ist, oder wie sonst soll man die Zugewinne bei FDP und der laut Verfassungsschutz rechtsextremen »Bürgervereinigung Pro Köln« deuten.

Denn als LeserIn volksnaher Tageszeitungen wusste man ja schon lange, wie wichtig es ist, der seuchenartigen Flut von »Finsteren Gestalten« etwas entgegenzusetzen. Schließlich kann man sich ja nirgends mehr sicher fühlen in der »Kriminalitätshauptstadt« Köln; vor allem, wenn man noch spät nachts stundenlang durch die Straßen kurven und sich fern von zu Hause einen Parkplatz suchen muss. Danke, CDU, dass Ihr da »hellwach« seid.

Die Liste Pro Köln hat erkannt, wie der Hase läuft und will »Klaukids abschieben«. Damit setzt sie von vornherein noch gezielter da an, wo die CDU das ganz von selber aufgekommene Bedürfnis »Sicherheit« anspricht. Und wem das zu extrem vorkommt, der oder die kann ja, wenn nicht CDU, immer noch die FDP wählen. Denn das Programm »Sicherheit. Sauberkeit. Tempo.« verspricht in seiner Dreifaltigkeit auch Einsatz gegen zähflüssigen Autoverkehr und vermüllte Strassen. Vielleicht lassen sich so ja auch ein paar Arbeitsplätze schaffen.

Mit nur zwei Stimmen fällt die Entscheidung bei so vielen ausgefeilten Problemlösungsansätzen nicht leicht. Wer möchte nicht »met Hätz un Verstand« oder mit »Klarheit und Kompetenz« regiert werden? Naja, das kann viel heißen, was die SPD da sagt, aber es geht auch konkreter:

Lohnende Arbeit für alle bietet die PDS an. Ist das nicht hervorragend? Die WählerInnenstimme ist auch hier bestens aufgehoben, denn nicht erst seit heute ist klar, dass wer auf dem richtigen Weg zum richtigen und unbestreitbaren Ziel geht, nämlich Wirtschaftswachstum und weniger Arbeitslosigkeit, absolut widerspruchsfrei lebt. Die SPD und die CDU machen das ja wenigstens in Ansätzen abwechselnd vor, zu viel darf man in solchen Zeiten nicht erwarten, aber warum nicht mal den Kleinen eine Chance geben?

Links der PDS hat man diesen Beschäftigungsanspruch ebenfalls, gepaart mit der Forderung nach Solidarität und dem Erhalt des sozialen Netzes. Das ist noch mal ganz was Neues in politischen Kampagnen. Und jede und jeder weiß, was gemeint ist. Am Gegenteil, genauer am Sozialabbau und an fehlender Solidarität, ist - äh? - wer noch mal schuld? Also auf Bundesebene wäre das dann Rot-Grün, aber in Köln hatten wir ja gerade eine CDU-Regierung - es ist doch alles nicht wenig kompliziert.