»Sexy bad guy« - Spike himself

Buffy-Fan-Panel in Berlin - die philtrat ist dabei Von

Hunderte kostümierte Fans mit Spock-Ohren oder Klingonengesichtern, die Schlange stehen, um Autogramme von Stars zu ergattern, die mittlerweile in die Jahre gekommen sind und längst nicht mehr in ihre straffen Uniformen passen. Als »normaler« Mensch hat man sich bei dem bedauernswerten Anblick eines solchen »Fan-Panels« selbstzufrieden zurückgelehnt und den armen Gestörten so etwas wie ein Leben gewünscht. Bis es einen dann selbst erwischt.

Eines Morgens erwacht man um 5.30 Uhr, weil man den ICE nach Berlin nicht verpassen darf, schließlich beginnt um 13 Uhr die Registrierung für - richtig - ein Fan-Panel. Im konkreten Fall für James Marsters, Darsteller des »sexy bad guy« Spike aus Buffy - im Bann der Dämonen und dem Spin-off Angel.

Natürlich gibt es diverse, überaus plausible Entschuldigungen für insgesamt zehn Stunden Zugfahrt an einem Tag und eine Stange Geld, die dafür ausgegeben wird. Die Serien sind kulturell hochwertig, man trägt keine albernen Kostüme, der Mann sieht zufällig tatsächlich noch gut aus, man muss alles mal miterlebt haben, und außerdem ist man da völlig abgeklärt: Das ist ja auch nur ein Mensch. Und wenn man viel Glück hat, kann man auch noch behaupten: »Ich mach das nur, damit ich darüber einen Artikel schreiben kann.«

Kaum aus dem Zug gestiegen, ersteht man in der Bahnhofsbuchhandlung die letzten Exemplare eines Fanmagazins mit Spike-Beilage, weil laut Registrierungsmail jeder einen persönlichen Gegenstand mit in die Autogrammstunde nehmen darf. Zusätzlich ist auch ein vor Ort zu kaufendes Foto erlaubt, dass sich noch als extrem teuer herausstellen wird. Der Tagesablauf besteht im Wesentlichen aus Schlange stehen, zunächst, um überhaupt ins Gebäude zu kommen. Die Reihen sind nach Registrierungsnummer sortiert, allerdings fruchten die Richtungshinweise der freundlichen Dame von der Organisation wenig, weil sie recht klein und ab dem ersten Viertel der Schlange weder zu sehen noch zu verstehen ist. Zeit genug, mit LeidensgenossInnen die letzten Episoden zu diskutieren und sich langsam aber sicher zu fragen, warum man eigentlich nicht noch selig im Bett liegt. Zumindest die Füße sind schon seit längerem eingeschlafen. Die meisten Anwesenden sind weiblich und laufen in Spike-T-Shirts herum, während einige der wenigen männlichen Exemplare platinblondiert im Ledermantel als Spike-Verschnitt unterwegs sind. Im Gegensatz zu James Marsters, der nach dem Ende von Angel wieder seine dunkle Naturhaarfarbe zur Schau stellt.

Irgendwann am späten Nachmitag kommt dann der große Augenblick. Mitten in der zweiten oder dritten Schlange des Tages stehend, Magazin und Foto in der Hand, erblickt man dann IHN selbst. Er ist deutlich kleiner als man ihn sich vorgestellt hat, um die Augen sind die ersten Fältchen zu sehen, aber er hat einen festen Händedruck und macht, soweit man das nach ein paar Sätzen Smalltalk beurteilen kann, einen sympathischen Eindruck. Das entrückte Grinsen auf dem Großteil der Gesichter wird beim anschließenden Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Star und Publikum höchstens noch breiter. In manchen Fällen hält es sogar noch für die fünf Stunden Rückfahrt im ICE. Und schließlich hat man auch die Originalhandschrift seines Lieblings, um das Grinsen jederzeit wieder hervorzuholen. Nur die rechte Hand habe ich mir inzwischen doch wieder gewaschen.