Come Out and Find In

Das schwul-lesbische Jugendzentrum anyway wird fünf Jahre alt Von Beate Schulz

»Es geht ja kaum ein Jugendlicher hin und ruft bei der Auskunft an, um nachzufragen, wo es ein schwul-lesbisches Jugendzentrum gibt«, so Thomas Haas, Leiter des Jugendzentrums anyway in Köln. Bis vor fünf Jahren hätte besagter Jugendlicher damit auch kein Glück gehabt, denn erst seitdem existiert anyway, das bundesweit einzige schwul-lesbische Jugendzentrum. Seit kurzem gibt es auch in Paris ein vergleichbares Projekt - davor war anyway sogar europaweit einzigartig.

Von der Idee her ist anyway allerdings ungefähr doppelt so alt. Damals noch beim schwul-lesbischen Sozialwerk, arbeitete Haas bereits mit Jugendgruppen, deren Mitgliederzahl bald über eine überschaubare Größe hinausging. So entstand der Plan, ein schwul-lesbisches Jugendzentrum unter dem Dach der Jugendhilfe zu gründen. »Die meisten herkömmlichen Jugendzentren haben es mit einer anderen Altersklasse zu tun«, erläutert Haas die Besonderheiten von anyway. »Bei Kindern stellen sich die Probleme, die mit dem Entdecken der eigenen sexuellen Identität zu tun haben, ja nicht. Außerdem haben homosexuelle Jugendliche auch später als andere ihre ersten Erfahrungen.« Generell sei zudem die Beschäftigung mit der sexuellen Identität in anderen Jugendeinrichtungen kaum ein Thema.

Die größte Schwierigkeit für die Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren liegt nach Haas' Ansicht darin, überhaupt andere Jugendliche mit der gleichen Ausrichtung zu treffen. Das sei auch einer der Hauptgründe, zu anyway zu kommen. Um das Überwinden der Hemmschwelle zu erleichtern, veranstaltet das Jugendzentrum »NeueinsteigerInnentage«, bei denen Interessierte sich nicht dazu durchringen müssen, ein volles Café mit unbekannten Leuten zu betreten. Stattdessen treffen sie sich erst einmal in kleinen Gruppen von 5 bis 15 Leuten. Auf anyway aufmerksam werden die meisten durch das Internet oder über Mundpropaganda. Immerhin 400 der schätzungsweise rund 9500 homosexuellen Jugendlichen in Köln kommen regelmäßig zu anyway und nutzen dort neben dem Café auch andere Angebote wie die U27-Party, das Aufklärungsprojekt »aufgeklemmt« oder verschiedene Beratungen. Auch wenn das Angebot jederzeit heterosexuellen Jugendlichen offen steht, machen diese im Schnitt gerade mal fünf Prozent der BesucherInnen aus.

Rund zehn Prozent der Jugendlichen helfen ehrenamtlich mit. Auch Sven Norenkemper hat als freier Mitarbeiter bei anyway angefangen und gehört inzwischen zu den Hauptamtlichen. Zuständig ist er unter anderem für das Sozialmarketing, für die Beschaffung der zehn Prozent des Haushalts, die nicht staatlich finanziert sind. Einen Teil davon spart die ehrenamtliche Arbeit ein, aber bei Summen um die 35000 Euro pro Jahr geht es nicht ohne Sponsoring, Patenschaften oder die gelegentliche Vermietung der Räume an Privatleute. So sponsert zum Beispiel die Deutsche Post das U27-Projekt, eine Party, die regelmäßig im Gloria-Theater stattfindet.

Zu finden ist anyway im Netz unter www.anyway-koeln.de.