Woher kommt die Verehrung für Elvis oder Marylin?

Von Sabrina Scholz

»Warum schaue ich mir immer wieder neue Marilyn Monroe-Fotos an? Was ist es, dass ich das nicht lassen kann?«, fragt sich die amerikanische Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen, Professorin an der Universität Zürich, und spricht damit Millionen von Menschen aus der Seele. Obwohl Diven wie Marylin Monroe oder Elvis Presley seit Jahrzehnten tot sind, ist der Kult um sie ungebrochen. Noch immer kursieren Bilder und Filme auf der ganzen Welt, und neue Songs werden in ihrem Namen aufgenommen. Bronfen ist diesem Phänomen zusammen mit Barbara Straumann, ebenfalls an der Universität Zürich tätig, nachgegangen. Ihre Reflexionen haben sie in dem Buch Die Diva. Eine Geschichte der Bewunderung dargelegt.

Laut Bronfen gibt es Diven seit dem 19. Jahrhundert, als sie langsam den klassischen Held ablösten, den wir seit der Antike kennen. Faszinierte jener noch durch seine außerordentlichen Taten, fesselt die Diva mit Einblicken in ihr Privatleben. Dadurch besteht sie aus zwei Körpern: dem Image, das sich aus den Rollen und der Vermarktung ergeben hat, und dem Leib, der außerhalb der Öffentlichkeit existiert.

Image und Leib sind für jeden sichtbar miteinander verbunden, sodass sich der persönliche Schmerz, den der Leib erfährt, mit dem Image verbinden kann. Marylin Monroes Leiden wie die Unterdrückung durch die Filmindustrie, die ständige Suche nach der Liebe, ihre Alkohol- und Tablettensucht vermischten sich mit den Rollen, die sie spielte. Ihr geheimnisumwitterter Tod sicherte ihr schließlich Unsterblichkeit.

Diven können nur in einem bestimmten kulturellen Umfeld entstehen. Nämlich immer dann, wenn sie aufgrund ihrer Persönlichkeit, Leistung und öffentlichen Wirkung Wunden heilen und Mängel glätten können, die sich in bestimmten Gemeinschaften ergeben. Obwohl die Identifizierung der Gesellschaft mit ihnen eine Bedingung für ihre Entstehung und Wirkung darstellt, wird die wechselseitige Beziehung zwischen Diva und Publikum in diesem Buch leider nur angetastet.

Durch den Aufbau des Buches und die reiche Bebilderung ist das Buch nicht nur für Film- und LiteraturwissenschaftlerInnen interessant. Die Autorinnen überraschen mit Untersuchungen zu Ludwig II. von Bayern oder Joseph Beuys. Aber auch zu Persönlichkeiten, die schon zu Genüge analysiert worden sind, finden sich innovative Thesen und neue mögliche Lesarten: Marilyn Monroe zum Beispiel sei nicht einfach die dümmliche Sexbombe gewesen, sondern habe der Öffentlichkeit mit ihrer übertriebenen Selbstinszenierung bewiesen, wie schwer es sei, dieses Image zu verkörpern und so das Kunstprodukt Marylin Monroe enttarnt.

Elisabeth Bronfen und Barbara Straumann: Die Diva. Eine Geschichte der Bewunderung, Schirmer/Mosel Verlag, München 2002, 49,80 Euro.