Ouvertüre

Von

Fastelovend, geneigte Leserin und geneigter Leser, ist nahe. Und schon jetzt schallt so mancher Karnevalsschlager durch die Redaktion, geschmettert vom ansonsten friesisch-herben Alterspräsidenten, dem dieser Tage noch zu jedem Thema ein passendes Liedchen auf den Lippen liegt. Ein Liedchen wie dieses:

Ich fahr mit meiner Lisa // Zum schiefen Turm von Pisa // Sie muss das Ding mal sehen // Um endlich zu verstehen // Das auch das Schiefe auf der Welt // Sich unwahrscheinlich lange hält // Drum fahr ich mit der Lisa // Zum schiefen Turm von Pisa

Ist das noch der ganz normale Wahnsinn oder doch schon Altersdebilität? Während wir unseren kleinen Pflegefall der Sedierung anheim geben, möchten wir jedoch Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, ein Geständnis machen: Jahrelang haben wir Sie nach Strich und Faden belogen und betrogen. Haben uns Ihr Wohlwollen erschlichen, Ihre Gutmütigkeit ausgenutzt. Bevor Sie es von jemand anderem erfahren: Hinter all der schönen Fassade journalistischer Mittelmäßigkeit steht nichts anderes als der wirre Geist verkappter Radikalinskis.

Doch verfolgen Sie bitte unser Unrecht nicht zu sehr, wir sind auch nur Opfer der Verhältnisse. Wes' Brot ich ess', des Lied ich sing: Schuld sind allein unsere Herausgeberinnen und Finanziers, die Fachschaften dieser schönen Fakultät und ihr SprecherInnenrat. Der RCDS brachte es an den Tag: Letzterer ist linksextrem. Gott sei's geklagt.

Glauben Sie nicht, dass ein solches Leben angenehm wäre. Früh morgens aufstehen zum gemeinsamen Einschwören auf die Parolen des Tages. Anschließend ProfessorInnen anspucken, Mittagessen, Agitation der Massen. Abends Textexegese der KlassikerInnen, schließlich Saufen und Schwadronieren bis zum Umfallen. Die ewige Steineschmeißerei geht auch ganz schön auf die Knochen. Und zu Karneval singen wir Lieder wie dieses:

Dat Rosa kütt us Luxemburg // Dä Marx dä kütt us Trier // Dä Engels sitzt im Festkomitee // Herr Ober noch ein Bier! // Achtung Genosse upjepasst: // Wir starten den langen Marsch! // Und treten der Bourgeoisie // Ganz kräftig in den Arsch!

Der Kommunismus // Der hätt ene Rhythmus // Einer fängt zu schunkele an // Bis jeder mit muss // Nur keine Hektik // Wegen der Dialektik // Venceremos, leeve Genosse // Jetzt jeht et loss!

Liebe Leserin und lieber Leser, wir flehen Sie an, erlösen Sie uns. Geben Sie Ihre Stimme das nächste Mal den netten Leuten vom RCDS, damit Freiheit und Democracy auch hier endlich Einzug halten können. Als Dank richten wir Ihnen dann ganz bestimmt eine Party aus. Solange verbleibt mit einem kläglichen Rotfront!

Die Redaktion