Internationaler WTO-Aktionstag in Köln

Die Welthandelsorganisation tagte in demofreier Zone, Proteste gab’s dennoch Von Sabine Fischer

Hau-den-Lukas auf dem Kölner Neumarkt: Wie das Gesundheitssystem der Zukunft aussieht, konnten die KölnerInnen am 10. November auf dem Weg zur Schildergasse austesten. Angeboten wurde dieser »Service« von AktivistInnen, die im Rahmen eines Global Action Day gegen die neoliberale Globalisierungspolitik der Welthandelsorganisation (WTO) auf die Straße gingen.

Zu Beginn wurden die Teilnehmenden in zwei Gruppen eingeteilt: Die einen waren BewohnerInnen von Industrieländern, die anderen kamen aus einem Entwicklungsland. Im letzteren Fall lag der Minimalgewinn auf dem fünf Meter hohen Lukas bei einer Packung Aspirin - mit abgelaufenem Verfallsdatum. Wer BewohnerIn eines Industrielandes war, bekam dagegen mindestens eine - wenn auch empfindlich eingeschränkte - medizinische Grundversorgung.

Die Protestaktionen von Attac Köln, dem BUND und dem Aktionsbündnis gegen Krieg und Rassismus, richteten sich gegen das GATS-Abkommen, das den Handel mit Dienstleistungen regeln soll. Mit der Hau-den-Lukas-Aktion sollten die Auswirkungen des GATS auf die Gesundheitssysteme in Industrie- und Entwicklungsländern demonstriert werden.

Dabei warnten die GlobalisierungskritikerInnen auch vor den Folgen, die das TRIPS-Abkommen über geistige Eigentumsrechte habe. Sie inszenierten dazu eine fiktive Haaranalyse. Auf die Erklärung, dass die Patentierung von Genen und die Erhebung von Lizenzgebühren zu ihrer Nutzung kein schlechter Scherz ist, sondern bald Realität sein kann, reagierten viele PassantInnen mehr als überrascht.

Zeitgleich fand im arabischen Emirat Katar am Persischen Golf die MinisterInnenkonferenz der WTO statt. Menschen demonstrierten in allen Teilen der Welt, von Bulgarien bis Thailand, gegen den WTO-Gipfel. Der Konferenzort Katar war von der WTO bewusst gewählt worden: Kaum erreichbar für die meisten KritikerInnen, ging das Treffen diesmal ohne größere Proteste über die Bühne. Zumal Demonstrationen in dem Emirat verboten sind. Zum Eklat war es 1999 in Seattle gekommen, als mehrere tausend Menschen gegen die Konferenz der WTO demonstriert hatten.

Auch im italienischen Genua gingen diesen Sommer über 200000 Menschen auf die Straßen und forderten einen Stopp der neoliberalen Globalisierung, der Marktöffnung um jeden Preis, des zunehmenden Einflusses der Konzerne und der Ausweitung des Einflussbereichs der WTO.