Attac auf dem Campus

Von Boris Loheide

Am Anfang stand ein Artikel in Le Monde Diplomatique - Analyse, Streitschrift und Aufruf zugleich. Die französischen KritikerInnen der Globalisierung reagierten. Intellektuelle, GewerkschafterInnen, ChristInnen und bäuerliche McDonalds-StürmerInnen begannen, zusammen zu arbeiten. Gemeinsam hoben sie Attac aus der Taufe (siehe philtrat nr. 40, mai/juni 2001). Mittlerweile ist die »Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Bürger« auch in Deutschland und an der Universität Köln angekommen. Im November hat sich die Attac Hochschulgruppe das erste Mal getroffen.

»Es weiß noch nicht jeder, was der andere gerade tut, aber die Richtung stimmt«, erklärt Hochschulgruppenmitglied Johanna Appelhans mit einem Lächeln. Die Richtung heißt »EU-weiter Studentenstreik und Aktionstag« am 12. Dezember. Thema ist der Kampf gegen GATS (Allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen), das die wirtschaftsliberale Globalisierung weiter vorantreiben soll. Für diesen Tag sind Aktionen auszuarbeiten, Vorträge und teach-ins zu planen, Flyer und Plakate zu entwerfen, Leute zu mobilisieren. Die Organisation der eigenen Gruppe läuft da zur Zeit nur nebenher, nur das Nötigste ist bereits institutionalisiert, Improvisation ist angesagt.

Viele Leute, die jetzt formal eng zusammenarbeiten, kennen sich oft nur vom Sehen und höchstens mit dem Vornamen. »Es läuft trotzdem«, erklärt Sylvia La Pazzerella, eine der InitiatorInnen. »Wenn der Aktionstag vorbei ist, haben wir genug Zeit, um uns mit uns selbst zu beschäftigen«. Bisher hätten sich für den Aktionstag verschiedene Arbeitsgruppen gegründet, die weitgehend autonom arbeiten. Die Ergebnisse der Gruppen werden bei den Treffen der Hochschulgruppe präsentiert. Selbst im größten Stress kommt jedoch die inhaltliche Arbeit nicht zu kurz. »Nur wenige wissen etwas über das GATS, das ist der Welthandelsorganisation auch ganz lieb so. Wir müssen also erst mal etwas Bildung betreiben«, erklärt Oliver Pye, ebenfalls Kölner Attac-Gründungsmitglied. Problembewusstsein kommt schließlich vor jeder gelungenen Aktion.

Der Erfolg gibt der erst seit einem Monat bestehenden Hochschulgruppe recht. Gut sechzig StudentInnen waren beim letzten Novembertreffen im Philosophikum dabei und sogar der WDR hatte ein Kamerateam vor Ort. Sicher ist, dass die Attac Hochschulgruppe bereits jetzt in der oberen Liga der universitären Politszene mitspielt.

Die Attac Hochschulgruppe trifft sich mittwochs um 19 Uhr im Raum H080. Eine Mailingliste ist unter der Adresse de.groups.yahoo.com/group/attac-uni-koeln/join zu abonnieren.