The Artist is Present

Von André Patten

theartistispresent.jpg

Drei Monate saß die Performancekünstlerin Marina Abramovic im New Yorker Museum of Modern Art auf einem Stuhl. Ihr gegenüber auf einem anderen Stuhl konnten BesucherInnen des Museums Platz nehmen. Es war verboten zu reden oder auf eine andere Art, als sich gegenseitig anzuschauen, miteinander zu interagieren. Was blieb, war der unmittelbare Blick auf die Person gegenüber, ins Gesicht der Künstlerin. In der fast zweistündigen Dokumentation The Artist is Present begleitet Regisseur Matthew Aker die Performance-Künstlerin bei ihrer gleichnamigen Performance aus dem Jahr 2010. Besonders eindrücklich sind die Szenen, in denen die Kamera die Reaktionen der BesucherInnen aufnimmt und zeigt, welche Kraft und Emotionalität durch die direkte Begegnung freigesetzt wird. Leider kommen nur wenige BesucherInnen im Film zu Wort. Berührend ist der Moment als Ulay, Abramovics langjähriger Performance- und Lebenspartner, ihr gegenüber Platz nimmt. Die zuvor in Interviews dargestellte innige Beziehung des früheren Künstlerpaars wird nun besonders deutlich: Für einen kurzen Moment wird der Mensch hinter der Performerin sichtbar. So ist The Artist is Present trotz einiger Längen ein sehenswertes Porträt einer außergewöhnlichen Künstlerin.