Viel Wissen für weniger Geld

Alternativen III: Open Access macht Forschungswissen öffentlich zugänglich Von Johanna Böttges

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Wissenschaftliches Publizieren kann eine bizarre Angelegenheit sein. In der Regel läuft es so: Aus öffentlichen Mitteln wird ein Forschungsprojekt an der Uni finanziert. Bevor ein Verlag den Forschungsbericht publiziert, wird er in der Regel im Peer-Review-Verfahren geprüft. Das heißt, dass wiederum öffentlich bezahlte WissenschaftlerInnen den Artikel gegenlesen. Die Unibibliotheken müssen schließlich ein teures Zeitschriftenabonnement abschließen, damit die ForscherInnen an der eigenen Uni den Bericht überhaupt lesen können. So kauft die öffentliche Hand das Recht an der von ihr finanzierten Forschung gewissermaßen zurück.

Dass die Gesellschaft für frisches Wissen somit quasi dreifach bezahlt, wollen viele nicht mehr akzeptieren. Open Access heißt der Ansatz, der das ändern soll. Unter diesem Schlagwort werben unter anderem die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Hochschulrektorenkonferenz für freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Das Verfahren ist einfach: Wer eine Forschungsarbeit veröffentlichen will, lädt diese auf einem öffentlich verwalteten Online-Server hoch. Dort kann sie von anderen WissenschaftlerInnen gefunden, durchsucht und heruntergeladen werden. Die UrheberInnen verlieren dadurch nicht ihr Urheberrecht. Sie erlauben aber anderen, ihre Arbeiten zu zitieren, abzubilden, zu verteilen und für den persönlichen Gebrauch auszudrucken.

Bis vor ein paar Jahren war es üblich, dass AutorInnen alle Verwertungsrechte an einen Verlag abtreten mussten. Nachdem er publiziert worden war, durften sie ihren eigenen Text nicht mehr an anderer Stelle, zum Beispiel auf ihrer Homepage, veröffentlichen. Der Einfluss der Open-Access-Bewegung hat hier bereits Veränderungen bewirkt. Viele Verlage räumen nun ein, dass UrheberInnen ihre Werke zusätzlich oder nach einer Frist online stellen dürfen.

Was an der Philosophischen Fakultät den meisten nicht bekannt sein dürfte: Auch an der Kölner Uni gibt es ein frei zugängliches Forschungsarchiv nach Open-Access-Standards. Der Kölner Universitäts-Publikationsserver (KUPS) wurde vor rund zehn Jahren von der Universitätsbibliothek (UB) eingerichtet. Studierende und Lehrende können dort zum Beispiel ihre Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten nach bestimmten formalen Vorgaben hochladen. So könnte sich auch der Wunsch mancher Studierender erfüllen, dass die eigene Abschlussarbeit einmal Eingang in größere Forschungsprojekte findet. Denn ForscherInnen aus ganz Deutschland können die in KUPS archivierten Aufsätze über die Suchkataloge der UB und des Bibliotheksverbunds NRW finden. Ein Rückzieher ist allerdings nicht möglich: Einmal hochgeladene Publikationen verbleiben mindestens fünf Jahre lang unverändert auf dem Server. Wie gedruckte Publikationen sollen auch die Arbeiten in der Online-Datenbank zuverlässig verfügbar sein. Einer gleichzeitigen oder späteren kommerziellen Veröffentlichung steht aber nichts im Weg. Die Rechte bleiben bei dem oder der UrheberIn.

Das Konzept des offenen Zugangs ist nicht unumstritten. KritikerInnen sehen etwa Probleme beim Schutz vor Urheberrechtsverletzungen, bei der Qualitätssicherung und der Finanzierung. Um Vorbehalte aus dem Weg zu räumen, haben einige Universitäten zusammen mit namhaften Forschungsgesellschaften eine Website aufgesetzt, die verbreitete Fragen beantwortet. Die Resonanz auf das Angebot der Kölner UB ist mit knapp 2800 Dokumenten für die letzten zehn Jahre derzeit noch vergleichsweise gering. Am meisten nutzen Angehörige der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer die KUPS-Datenbank. Neue Anstöße in Sachen Open Access könnten für das Jahr 2013 zu erwarten sein. Dann jährt sich mit der "Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" ein Meilenstein der Bewegung zum zehnten Mal. In der Erklärung verpflichteten sich seit 2003 zahlreiche internationale Einrichtungen, den Open-Access-Gedanken weiterzutragen.

Weitere Informationen: www.open-acces.de