Viele bunte Zettel

Wahlen: Auch wenn ihr Einfluss begrenzt ist, StudierendenvertreterInnen können etwas bewegen. Von Peter Hacke

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Jedes Jahr im Winter geht es wieder los. Dann verwandelt sich die Universität in eine bunte Litfaßsäule und an allen Ecken werden den Studierenden Flyer und Wahlgeschenke in die Hand gedrückt. Mitunter hasten sie jedoch nur an den Ständen vorbei und werfen kaum einen Blick auf Wahlprogramme und Co.

Auf der anderen Seite der Informationstische sitzt zum Beispiel Hannah Schöngen von der Liste Das Original - Liste von FachschafterInnen. "Wir versuchen, so vielen Studis wie möglich zu erklären, wie und was sie in dieser Woche überhaupt wählen." Und das ist auch bitter nötig. Nur die wenigsten wissen tatsächlich über die Wahl Bescheid.

Verwunderlich ist die Verwirrung der Studierenden nicht, schließlich bekommen sie an der Wahlurne vier große, bunte Zettel. Studentinnen erhalten sogar noch einen mehr, den für den Gleichstellungsbeirat. Aufklärung ist also notwendig. Denn obwohl fast ausschließlich für die Wahl zum Studierendenparlament Werbung gemacht wird, finden zeitgleich noch andere Wahlen statt. Auch die studentischen VertreterInnen in der Engeren Fakultät (EF) und dem Senat stehen zur Wahl. In diesen Gremien werden die Studien- und Prüfungsordnungen verabschiedet und der Haushalt für Uni, Fakultäten und Institute festgelegt.

An der Philosophischen Fakultät wird außerdem die Fakultätsvertretung gewählt. "Die können wir aber hoffentlich wieder auflösen," sagt Leonie Schwalb vom SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät (Phil-SpRat). "Als Mini-Parlamente sollen die Fakultätsvertretungen bestimmen, was die Fachschaften machen und wofür sie Gelder bekommen. Bei 15 Sitzen und über 30 Fachschaften geht dieses Prinzip aber an der Phil schon rein rechnerisch nicht auf." Darum lösen die Fachschaften die Fakultätsvertretung seit über 30 Jahren zu Gunsten einer Fachschaftenkonferenz auf, in der jede Fachschaft eine Stimme hat.

Die Wahlbeteiligung bei den studentischen Wahlen ist traditionell gering. Im vergangenen Jahr sank sie sogar. Vielleicht liegt dies daran, dass die Einflussmöglichkeiten der Studierendenvertretung gering sind. In nahezu allen Gremien sind die ProfessorInnen in der deutlichen Überzahl. Und auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), als größte Interessensvertretung der Studierenden, kann nur in geringem Maß auf die Entwicklungen an der Uni einwirken. So ist er im Senat nur beratend vertreten und hat keine Stimme.

"Dennoch ist es wichtig, die Möglichkeiten, auch wenn sie noch so gering sind, zu nutzen, um Dinge an der Uni zu verbessern", meint Nina Weinbrenner, aktuelle studentische Senatorin und Vertreterin in der EF. "Man erreicht immer wieder Punktsiege. Wenn man etwa ein Fach vor der Schließung retten kann oder in einer Prüfungsordnung zu hohe Hürden aus dem Weg räumt."

Es gibt also gute Gründe für Studierende, sich die Flyer aufmerksam durchzulesen und anschließend ein Kreuz bei der Person zu machen, die sie gerne in dem jeweiligen Gremium sehen möchten.