Haste mal ‘ne Bleibe?

Günstige Wohnungen für Studierende sind rar in Köln. Die Situation könnte sich noch verschlimmern, fürchten StudierendenvertreterInnen. Von David Fesser

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Mit dem neuen Semester haben sich wieder einmal tausende Erstsemester an der Universität zu Köln eingeschrieben. Durch doppelte Abiturjahrgänge, die Abschaffung von Wehr- und Zivildienst und nicht zuletzt durch den Wegfall der Studiengebühren haben dieses Jahr mehr junge Frauen und Männer ein Studium aufgenommen als in den vergangenen Semestern. Die Studierendenzahlen steigen dadurch enorm. Doch wo sollen all diese Studierenden wohnen?

Der Kölner Wohnungsmarkt kann diesen Ansturm kaum bewältigen. Durch den akuten Wohnungsmangel, besonders in den beliebten Stadtteilen nahe der Universität, wie etwa Lindenthal oder Sülz sowie in der Kölner Innenstadt, steigen die Mietpreise zunehmend an. Laut dem Deutschen Studentenwerk ist Köln nach München und Hamburg die drittteuerste Stadt was die Wohnungsmieten angeht: Die durchschnittliche Miete für Kölner Studierende beträgt mehr als 330 Euro pro Monat und liegt damit fast 50 Euro über dem bundesweiten Durchschnitt.

"Die Situation ist eine Katastrophe", sagt Alexander Suchomsky. Der Referent für Soziales und Internationales im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni Köln befürchtet, dass sich die Lage auf dem Kölner Wohnungsmarkt sogar noch weiter verschärfen wird. Nicht einmal sieben Prozent der Kölner Studierenden finden einen Wohnplatz in einem der Studierendenwohnheime.

In anderen Universitätsstädten sind es immerhin mehr als 10 Prozent. Nach Angaben des Studentenwerks bildet Köln somit das Schlusslicht bei der Versorgung mit Wohnheimplätzen in Nordrhein-Westfalen. 2011 musste das Kölner Studentenwerk deshalb bereits rund 6.500 Studierende abweisen.

Die Bewerbung für einen Wohnheimplatz beim Kölner Studentenwerk läuft über ein Online-Formular, welches die BewerberInnen in regelmäßigen Abständen aktualisieren müssen. Tatsächlich bekommt aber nur jede oder jeder Dritte einen Platz im Wohnheim vermittelt - das Angebot ist einfach zu knapp.

"Die Kommunalpolitik müsste wesentlich mehr tun." so Suchomsky, "Die Stadt müsste bezahlbare Grundstücke zur Verfügung stellen, um mehr Wohnheimplätze schaffen zu können." Das Kölner Studentenwerk argumentiert ebenfalls, dass der Sozialbeitrag der Studierenden und die Mieteinnahmen aus den Wohnheimen nicht ausreichen, um weitere Grundstücke in unmittelbarer Nähe zur Universität zu kaufen. Auch sei es für das Studentenwerk zu riskant, ­Grundstü­c­­­ke­ am Stadtrand zu kaufen, denn die meisten Studierenden wollen nah der Uni wohnen. Auch Suchomsky sieht den Bedarf an uninahen Immobilien: "Dafür gab es bereits erste Ansätze, wie etwa die Planung eines Wohnheims am Eifelwall - was super gewesen wäre - jedoch sind da alle Planungen im Sande verlaufen".

Den Studierenden bleibt somit nichts anderes übrig, als nach Alternativen Ausschau zu halten. Suchomsky rät Studierenden, sich beispielsweise zusammenzuschließen und eine WG zu gründen, um sich so die teure Miete zu teilen. Oftmals erfährt man über Mundpropaganda von freien WG-Zimmern. Notunterkünfte, wie es sie in anderen großen Universitätsstädten gibt, hat die Uni Köln leider nicht zu bieten. Das Kölner Studentenwerk rät allen, die sich auf einen Platz im Wohnheim bewerben, ihre Kriterien nicht zu eng zu fassen und notfalls eine längere Anfahrt zur Uni in Kauf zu nehmen. Für diejenigen, die zum Semesterstart weniger Glück bei ihrer Wohnungssuche hatten, kann es sich lohnen noch einmal nachzufragen, wenn sich der erste Ansturm gelegt hat.