Mitschraubgelegenheit

In der Fahrradwerkstatt des AStA helfen Studierende ehrenamtlich anderen Studierenden, ihre Räder zu reparieren. Sie wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Von Johanna Böttges

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Platter Hinterreifen, gerissenes Bremskabel und bei der Gangschaltung hakt es auch gewaltig: Die Fahrräder, die Kilian Weymann reparieren hilft, haben oft schon bessere Zeiten gesehen. Doch Reparaturen sind teuer und fahrradversierte Väter rar. Die wenigsten Studierenden haben gelernt, ihr Fahrrad selbst zu reparieren - ein Versäumnis, das schnell zum Geldfresser wird. Um ihnen zu helfen, engagiert sich Weymann in der Fahrradwerkstatt des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA).

Der Student der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften hat schon vor dem Studium gerne an seinem Fahrrad herumgeschraubt. Als er nach Köln zog, fehlten ihm dazu der Platz und das Werkzeug. »Ich war froh, als ich die Fahrradwerkstatt entdeckt habe«, sagt Weymann. »Hier habe ich freundliche Hilfe und günstige Ersatzteile bekommen. Da habe ich mir gedacht: Du kannst auch anderen Leuten helfen, ihre Fahrräder wieder heile zu machen.«

Das Besondere am Konzept der studentisch verwalteten Werkstatt: Hier wird nicht gegen Geld repariert, sondern fahrraderfahrene Studierende helfen ehrenamtlich anderen Studierenden. Das kaputte Fahrrad abzugeben und repariert wieder abzuholen ist keine Option, sagt Weymann. »Wir können helfen, erklären, zur Hand gehen, aber die Verantwortung und die Initiative liegen bei den Studierenden.«

Das Ökologiereferat des AStA hatte im Herbst 2011 das Angebot ins Leben gerufen. Mit ihrem Do-It-Yourself-Ethos entspricht die Werkstatt dem Auftrag des Referats, nachhaltige Angebote auf dem Campus zu verbreiten. Vergleichbare Projekte laufen in vielen deutschen Hochschulstädten mit Erfolg. Wer selber repariert, lernt auch etwas dabei und kann sich beim nächsten Mal vielleicht schon selber helfen, so der Ansatz.

Die Werkstatt befindet sich im Innenhof der Unimensa, der vom Zülpicher Wall aus zugänglich ist. In einem kleinen Container lagern Werkzeuge und Ersatzteile, die Studierende zum Einkaufspreis erhalten. Geschraubt wird bei trockenem Wetter auf dem Hof, bei Regen bietet der Container Platz. Die in Anspruch genommene Hilfe ist kostenlos, wer möchte kann ein Trinkgeld in die Kaffeekasse der Ehrenamtlichen geben.

Sechs TutorInnen engagieren sich derzeit zwei bis drei Nachmittage pro Woche in der Werkstatt. Für Tutor Matthias Schulz ist die praktische Arbeit mit den Händen ein wichtiger Ausgleich zum theorielastigen Studium. »Hier kann man direkt ein Ergebnis sehen«, betont er. Wer mitmachen will, muss aber kein Mechanikprofi sein. In Workshops mit erfahrenen ZweiradmechanikerInnen lernen HelferInnen und Interessierte, wie sie kleine und große Schäden beheben. Vor allem aber gilt die Maxime »learning by doing«.