Schweinerei in Gaza

In Das Schwein von Gaza kommt ein palästinensischer Fischer in die ­Bredouille, als ihm ein Schwein ins Netz geht. Von Hanna-Lisa Hauge

Dass ein Fischer ein Schwein aus dem Meer fischt, ist eine ungewöhnliche Vorstellung. Markerschütternd aber ist es für Jaafar, einen Palästinenser aus Gaza. Denn Schweine sind weder in den palästinensischen Gebieten, noch auf israelischem Boden erlaubt. Schließlich gelten sie sowohl im Judentum als auch im Islam als unrein.

Jaafar hat ohnehin meistens Pech im Leben. Selten bringt er Geld nach Hause zu seiner Frau, fängt höchstens mal ein paar Sardinen. Zu seinem alltäglichen Leid gesellt sich also jetzt ein Schwein, das er unbedingt wieder loswerden muss. Er schöpft Hoffnung, als er erfährt, dass eine jüdische Siedlerin in der Nähe Schweine züchtet. Durch den Zaun schließen die beiden einen Deal: Schweine-Sperma für Yelenas Säue gegen Geld. Doch es dauert nicht lange, bis die Islamisten von der Sache Wind bekommen. Um nicht als Kollaborateur dazustehen, behauptet Jaafar, dass er geplant habe, mit dem Schwein einen Sprengstoffanschlag zu starten. Die Islamisten verlangen von ihm, dass er die Sache durchzieht, und zwar als »echter« Märtyrer.

Während sich die Handlung der Katastrophe zu nähern scheint, findet Jaafars Naivität kein Ende. Mal ist er den israelischen Soldaten ausgeliefert, mal den Islamisten. Doch je absurder das Pech des Fischers, desto deutlicher wird, dass der Regisseur Sylvain Estibal hier eine Fabel auf die Leinwand bringen wollte. Und so passt auch das sehr poetisch anmutende und damit aus der Reihe fallende Ende ins Ganze. Zwar keimt hier Hoffnung auf, aber gleichzeitig bleibt sie in einem unwirklichen Traum gefangen.

Das Schwein von Gaza handelt vom israelisch-palästinensischen Konflikt, schlägt sich aber nicht auf eine der beiden Seiten. Vielmehr bleibt der Film auf der Seite derer, die in diesen Bedingungen gefangen sind.