Eine Million weniger

Die Kasse der Philosophischen Fakultät ist am Limit, jetzt streicht die Uni noch mehr Gelder. Der Prodekan für Finanzen warf darum das Handtuch. Von Johanna Böttges, Sebastian Grote

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Der Prodekan für Finanzen, Franz Peter Mittag, ist zum 31. März zurückgetreten. Er sah sich nicht länger in der Lage, mit den knappen Mitteln zu wirtschaften. Grund für den Rücktritt ist vor allem der Wirtschaftsplan der Uni für das Jahr 2012. Er sieht vor, dass die Fakultäten weniger Geld als im Vorjahr erhalten. Die Philosophische Fakultät soll mit etwa 800000 Euro weniger auskommen als 2011. Unter Berücksichtigung steigender Personalkosten rechnete das Dekanat sogar ein Defizit von rund 1,3 Millionen Euro aus. Und das, obwohl das Land die Mittel für die Universität in diesem Jahr erhöht hat. »Einen solchen Haushalt kann ich als Prodekan für Finanzen nicht vertreten«, begründet Mittag seinen Rücktritt.

Der Plan war zunächst im Senat kontrovers diskutiert worden, im März bewilligte ihn der Hochschulrat als höchstes Beschluss fassendes Gremium der Uni. Rund 1,3 Millionen Einsparungen im Jahr: Das lässt sich nicht mal eben so bewerkstelligen, indem man ein paar Hilfskräfte entlässt oder den Rolltreppen im Philosophikum den Strom abstellt. »Das ist schon ein erheblicher Einschnitt«, sagt Peter Hacke, der bis zum April Studierendenvertreter in der Engeren Fakultät (EF) war. Die EF entscheidet über wichtige Belange der Fakultät. »Große Fächer können das noch eher verkraften. Aber die Befürchtung ist, dass es vor allem kleine Fächer trifft und dass Fächer zugemacht werden müssen, weil die Fakultät sie sich nicht mehr leisten kann.« Bedroht wären dann so genannte Orchideenfächer wie Indologie, Judaistik oder Ägyptologie, die ohnehin nur ein oder zwei ProfessorInnen haben.

Eine solch radikale Lösung wünscht sich wohl niemand an der Fakultät und sie ließe sich auch nicht von heute auf morgen durchsetzen. Immerhin sind ProfessorInnen verbeamtet und die Studierenden haben ein Recht darauf, ihr Studium an ihrem Institut abzuschließen. Dennoch werden Fächerschließungen als Sparmaßnahme immer wieder diskutiert. Zuletzt war im Sommer 2011 eine mögliche Schließung des Slavischen Instituts ins Gespräch gekommen, nachdem zwei Professoren emeritiert worden waren (siehe philtrat Nr. 101). Das Institut konnte vorerst gerettet werden. Die Lehrstühle wurden verkleinert und die Professuren in der Besoldung herabgestuft.

Das Geld, auf das die Fakultäten laut Wirtschaftsplan verzichten müssen, will die Universitätsleitung stattdessen für die so genannte strategische Hochschulentwicklung verwenden. Diese Mittel dienen zum Beispiel dazu, besonders renommierten ProfessorInnen Anreize zu bieten, an die Uni Köln zu kommen oder hier zu bleiben. Damit will die Uni sich in der Exzellenz­initiative besser positionieren. StudierendenvertreterInnen wie Peter Hacke kritisieren die Exzellenzinitiative, weil sie viel Geld verschlinge und kaum zur Verbesserung der Lehre beitrage. »Ich befürchte sehr stark, dass wenig von dem Geld an der Philosophischen Fakultät ankommt.« Eher werde etwa die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät davon profitieren. Die Universitätsleitung argumentiert, dass in den letzten Jahren praktisch keine Mittel gekürzt worden seien. Allerdings sind die Kosten der Fakultät gestiegen: Der Hochschulpakt mit dem Land verpflichtet sie dazu, mehr Studierende aufzunehmen. Das hatte die Fakultät im Sommer 2011 an den Rande eines finanziellen Desasters gebracht (siehe philtrat Nr. 102). Erst in letzter Minute konnte sie das Soll an Einschreibungen erfüllen, sonst hätten Strafzahlungen in Millionenhöhe gedroht.

Wie der finanzielle GAU diesmal abgewendet werden kann, soll bald eine kaufmännische Fachkraft im Dekanat klären. »Das wird dann wahrscheinlich jedes Fach empfindlich zu spüren bekommen«, befürchtet Student Peter Hacke. Wo genau die fehlende Million dann abgeknapst wird, weiß derzeit niemand.