Wer erzieht hier wen?

In Einer wie Bruno vertauschen Vater und Tochter die Rollen Von Thomas Petrikowski

Einer wie Bruno

Jetzt können Bruno und Radost auch Frau Corazon vom Jugendamt nicht mehr täuschen. Völlig betrunken liegen der geistig behinderte Bruno und seine gerade von einer Party heimgekehrte 13-jährige Tochter auf der Couch und offenbaren Frau Corazon mit einem Mal ihr Problem, dass Bruno die Vaterrolle überfordert. Als Frau Corazon Einwände gegen das wilde Treiben erheben will, wirft Bruno ihr vor: »Sie wollten doch, dass Radost wie eine ganz normale Jugendliche aufwächst.«

Die Tochter-Vater-Beziehung ist das zentrale Thema der Tragikomödie Einer wie Bruno. Die 13-jährige Radost übernimmt die Rolle der Erziehungsberechtigten, weil ihr Vater Bruno wegen seiner geistigen Behinderung auf dem Stand eines Kleinkindes ist. Sie kocht, organisiert Ausflüge und plant den Alltag. An der Fassade eines funktionierenden Familienlebens haben beide lange gearbeitet. Sie täuschen die Betreuerin vom Jugendamt, damit sie nicht getrennt werden. Bruno spielt ihr gegenüber den strengen Vater, die Tochter ist in der Schule ohnehin eine der Besten und bedarf wenig Unterstützung. Radosts KlassenkameradInnen wissen nichts von ihrer schwierigen Situation. Mit Einsetzen der Pubertät bei Radost beginnt vor allem für Vater Bruno ein schmerzhafter Trennungsprozess, denn seine Tochter fordert nun mehr Freiheiten. Bruno kann das veränderte Verhalten seiner Tochter nicht verstehen und Radost ist von ihrem infantilen Vater nur noch genervt.

Christian Ulmen als Bruno und die erst 15-jährige Lola Dockhorn als Radost spielen ihre Auseinandersetzungen mit einer bedrückenden Intensität. Besonders der sonst als Comedian bekannte Christian Ulmen glänzt in seiner bisher wohl anspruchvollsten Rolle als geistig behinderter Vater.

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