Nach zwei Jahren ausgedient?

SprachlektorInnen werden an der Philosophischen Fakultät im Normalfall für zwei Jahre angestellt. Das hat Nachteile für LektorInnen, Institute und Studierende. Von Sebastian Grote

SprachlektorInnen

Köln oder Göttingen? Karnevalshochburg mit Massenuni oder Provinz mit Exellenzuni? Vor dieser Wahl stand die Kölner Sprachdozentin Siri Strømsnes. Strømsnes unterrichtet seit 2009 Norwegisch am Institut für Skandinavistik und Fennistik und ist eigentlich mit ihrer Stelle zufrieden. Wenn da nicht ihr befristeter Vertrag wäre.

Von Afrikaans bis Ungarisch: die Philosophische Fakultät zeichnet sich durch ein besonders vielfältiges Sprachangebot aus. Dutzende Sprachen können im Rahmen des geisteswissenschaftlichen Studiums erlernt werden. Für die Sprachausbildung sind in der Regel Lehrkräfte der einzelnen Institute verantwortlich. Neben den klassischen Sprachkursen bieten diese so genannten LektorInnen oft auch ergänzende Seminare an, etwa zur Landeskunde. Außerdem sind sie AnsprechpartnerInnen für ausgehende Erasmus-Studierende. SprachlektorInnen bilden damit einen wichtigen Grundpfeiler in den zahlreichen Philologien. Doch obwohl der Sprachunterricht ständig gewährleistet sein muss, werden SprachlektorInnen in Köln lediglich für zwei Jahre befristet angestellt - ohne Verlängerungsmöglichkeit.

Für Siri Strømsnes kam das Angebot einer unbefristeten Stelle an der Georg-August-Universität Göttingen daher nicht ungelegen: »Eigentlich habe ich mich gerade gut an der Uni Köln eingelebt und die Arbeit macht mir hier Spaß«, sagt sie. »Aber eine unbefristete Stelle ist für mich ein starkes Argument für Göttingen.« Von den LektorInnen wird also ein hohes Maß an Flexibilität erwartet. Aber auch für die meisten Institute ist diese Regelung nicht gerade vorteilhaft. Oft stellt sich die ständige Suche nach neuen geeigneten LektorInnen als schwierig heraus, zumal der Anspruch besteht, nach Möglichkeit nur MuttersprachlerInnen für die Kurse einzusetzen.

Dekanin Katharina Niemeyer sieht jedoch gerade in diesem Anspruch einen Grund für die Befristung: »Es wird angenommen, dass jemand, der sich schon viele Jahre nicht mehr im Bereich seiner Muttersprache bewegt, kein so authentisches Bild der Gegenwartssprache vermitteln kann wie jemand, der unmittelbar aus seinem Sprachbereich kommt«, sagt Dekanin Katharina Niemeyer. Die Lektorate seien darüber hinaus von ihrer Genese her immer befristete Stellen gewesen, die idealerweise Wissenschaft und Lehre verbinden sollen. Man dürfe LektorInnen nicht einfach mit SprachlehrerInnen gleichsetzen. Lektorate seien mit einem gewissen Anteil auch Qualifikationsstellen, etwa für promovierende MuttersprachlerInnen, sagt Dekanin Niemeyer.

Letztlich scheint es sich aber um eine politische Entscheidung der Hochschulverwaltung zu handeln, denn viele deutsche Hochschulen bieten ihren SprachlektorInnen regulär unbefristete Verträge an. Göttingen ist hierfür nur ein Beispiel.

Da eine Verlängerung der Verträge in Köln nicht vorgesehen ist, bleibt den Instituten der Philosophischen Fakultät nur die Möglichkeit, in einzelnen Fällen eine Entfristung zu beantragen. Die Engere Fakultät, das höchste beschlussfassende Gremium der Fakultät, hat hierzu einen Kriterienkatalog aufgestellt. Dieser besagt, dass unter anderem das Verhältnis von unbefristeten und befristeten Stellen ausgewogen bleiben soll. Die Entfristung ist allerdings ein kompliziertes Verfahren, in dem neben verschiedenen Gremien der Fakultät auch die Personalabteilung der Universität eingebunden ist.

Die Norwegisch-Lektorin Siri Strømsnes bleibt vorerst in Köln - die Stelle in Göttigen wird sie doch nicht antreten. Das Institut für Skandinavistik/Fennistik konnte ausnahmsweise eine Verlängerung ihres Lehrauftrags um ein Jahr erreichen. Wie es nach dem Jahr dann für sie weitergehen wird, bleibt jedoch ungewiss: »Ich kann jetzt schon wieder anfangen Bewerbungen zu schreiben«, sagt Strømnes. »Ein Jahr vergeht wie so oft schneller als man denkt.«