»Es können 50 000 werden«

Die Uni Köln muss in den nächsten Jahren tausende zusätzliche Studierende aufnehmen. Viele befürchten Engpässe, die Uni gibt Entwarnung. Von Thomas Petrikowski

Turbo-Abi, Aussetzung der Wehr­pflicht, Hochschulpakt II - die deut­schen Hochschulen müssen sich in den kommenden Jahren auf immer mehr Studierende einstellen. Mo­mentan hat die Universität Köln rund 42 000 Studierende. »Es besteht die Möglichkeit, dass es in vier Jahren 50 000 sind«, sagt Ruth Zimmer­mann, Abteilungsleiterin des Studie­rendensekretariats. Vor allem in den nächsten beiden Jahren könnte es zu erheblichen Engpässen an den Hoch­schulen in NRW kommen.

In diesem Jahr machten die er­sten G8-Jahrgänge in Bayern und Niedersachsen Abitur. In NRW wird die Doppelbelastung 2013 kommen. Seit Juli ist die Wehrpflicht ausgesetzt. Um die dadurch entfallenden Zivil­dienststellen zu ersetzen, sollen junge Erwachsene für Freiwilligendienste gewonnen werden. Die Resonanz ist allerdings verhalten. Das Studium direkt nach dem Abitur zu beginnen, scheint verlockender zu sein. Die Uni Köln sieht sich für den Studierenden­ansturm gewappnet.

400 neue Stellen wurden in der Beratung, Wissenschaft und Verwal­tung geschaffen. Zudem soll 2013 der Bau des Studierenden Service Centers (SSC) abgeschlossen sein. Dort werden unter anderem die zen­trale Studienberatung, das Studieren­densekretariat und das akademische Auslandsamt sitzen. »Wir sind gut vorbereitet und sehen das Mehr an Studierenden als Chance«, sagt Uni- Sprecher Patrick Honecker.

Auch Ruth Zimmermann macht sich noch keine allzu großen Sorgen. Obwohl es bereits in diesem Seme­ster deutlich mehr Bewerbungen gab. 105 000 gingen im Studieren­densekretariat ein - das sind 30 000 mehr als im vergangenen Jahr. Bei der Einschreibung im August ende­te die Schlange der Wartenden erst im WiSo-Schlauch. Die Ängste vor enorm angestiegenen NCs oder hau­fenweise Absagen waren jedoch nicht gerechtfertigt. »Da hat es eine klare Entschärfung gegeben«, sagt Ruth Zimmermann. »In vielen Fächern konnten wir sogar alle Bewerber zu­lassen.«

Dennoch machen schon neue Trends die Runde. Waren es früher eher Fächer wie Medizin, in die sich Studierende einklagten, so wird in dieser Hinsicht das Fächerspektrum größer. »Die Klagen in Randfächern werden immer bunter und häufen sich, besonders beim Ortswechsel im Lehramtsbereich«, sagt Zimmer­mann. Zudem treten immer mehr Studierende ein zulassungsfreies Stu­dium an, etwa 1 000 sind es dieses Wintersemester. Beliebtestes Fach: Archäologie.

Entwarnung gibt es auch vom Kölner Studentenwerk. »Wir befürch­ten in den kommenden Jahren kei­ne Wohnungsnot«, sagt Rolf Wahl, Abteilungsleiter Wohnen. Die Woh­nungsanfragen seien seit Jahren auf einem konstanten Niveau. Selbst in diesem Jahr stieg die Anfrage nicht. Etwa 8 500 Studierende haben sich in diesem Jahr auf einen der 3 200 freien Plätze beworben. Über die kostenlose Privatzimmer-Vermittlung werden zusätzlich Wohnungen ver­mittelt. Über 86 Wohnheime verfügt das Kölner Studentenwerk. Zwei wei­tere Bauten sind in Planung. In Opla­den soll das Haus mit etwa 65 Plätzen bis 2014 gebaut sein. Des Weiteren wird mit der Stadt Köln über den Bau eines weiteren Wohnheims am Eifel­wall verhandelt, das frühestens 2015 gebaut werden soll.

Kleine Randnotiz: Seit diesem Se­mester tummeln sich wegen der er­sten doppelten Abiturjahrgänge eini­ge Minderjährige an der Kölner Uni. Um nicht bei jeder Prüfungsanmel­dung oder geforderten Unterschrift die Eltern fragen zu müssen, gibt es auf der Internetseite des Studieren­densekretariats eine von den Eltern zu unterzeichnende Generaleinwilli­gung, die den jungen Studierenden die Organisation erleichtern soll.