Das war knapp

Voraussichtlich kann die Uni die Kriterien des Hochschulpakts II erfüllen und Strafzahlungen vermeiden. Von Sebastian Grote

Hochschulpakt II

Immer mehr Menschen wollen an den oft ohnehin schon überfüllten Hochschulen Deutschlands studieren. Bund und Länder haben daher mit dem Hochschulpakt I (2007 - 2010) und Hochschulpakt II (2011-2015) vereinbart, neue Studienplätze zu schaffen.

Die Rechnung klingt zunächst denkbar einfach: Die Länder ermittelten zusammen mit den Hochschulen eine Basis-zahl von jährlichen Einschreibungen. Für die Uni Köln ging man von 5 533 Studierenden aus. Davon fallen 1 738 auf die Philosophische Fakultät. Die Hochschulen verpflichteten sich, in den folgenden Jahren über diese Basiszahl hinaus zusätzliche StudienanfängerInnen aufzunehmen. Dafür gibt es dann eine Prämie von 20 000 Euro für jeden zusätzlichen Erstsemester. Dabei zählen allerdings nur Hochschulerstsemester. Das heißt, StudienfachwechslerInnen, die bereits in Köln oder an einer anderen Hochschule studiert haben, fließen nicht mit in die Rechnung ein.

Trotzdem klingt es zunächst nach einem lukrativen Angebot für die Universitäten. Mit dem Geld soll die Qualität der Lehre bei steigenden Einschreibungen gewährleistet werden. Doch die Regelung ist mit einigen Risiken verbunden. Falls die Basiszahl nicht erreicht werden sollte, müssen die Fakultäten für jeden fehlenden Erstsemester 20 000 Euro Strafe an das Land zahlen. Vor allem an der Philosophischen Fakultät wurde die Basiszahl im vergangenen Jahr weit verfehlt. Im Rahmen des Hochschulpakts I musste die Fakultät glücklicherweise jedoch noch keine Strafzahlungen leisten.

Das sollte sich mit dem Hoch­schulpakt II ändern. Bei gleicher Quote wie im letzten Jahr hätte die Fakultät Zahlungen in Millionenhö­he leisten müssen. Die Folgen wären laut dem Prodekan für Finanzen Peter Franz Mittag katastrophal gewesen. »Die Fakultät hätte dann an allen Ecken sparen müssen. Vor allem die Fächer mit geringer Auslastung wä­ren betroffen gewesen«, sagt Mittag.

Mit einer Reihe von Notmaßnah­men sollte ein solches Szenario auf jeden Fall vermieden werden. Vor al­lem die überlaufenen Fächer stockten zu diesem Semester ihre Kapazitäten auf: Die Lehramtsfächer Deutsch, Englisch und Geschichte stellten je 200 neue Plätze zur Verfügung, die allerdings nur zum Teil der Philoso­phischen Fakultät zugerechnet wer­den können. Dazu kommen noch 100 neue Plätze in den Medienwis­senschaften. Außerdem rührte die Fakultät die Werbetrommel und ver­suchte möglichst viele BewerberInnen mit persönlichen Anschreiben und Beratungsangeboten zur Einschrei­bung an der Uni Köln zu bewegen. In der Tat hat sich das Einschreibever­halten in diesem Semester scheinbar zugunsten der Uni geändert. »Die Basiszahl von 5533 Einschreibungen für die Gesamtuni ist jetzt schon er­reicht«, sagt Mittag. »Wie viele davon auf die Philosophische Fakultät fal­len, ist noch unklar. Zudem konnte in letzter Minute eine interne Einigung getroffen werden, so dass die einzel­nen Fakultäten auch bei eventueller Verfehlung der erforderten Einschrei­bungen keine Strafzahlung leisten müssen.«

Warum sich in diesem Semes-ter deutlich mehr Studierende ein­geschrieben haben, lässt sich nicht eindeutig klären. Der Wegfall der Wehrpflicht führte zwar zu zusätzli­chen Einschreibungen, hierfür gab es aber eine gesonderte finanzielle Unterstützung für die Unis. Demnach fließt diese Gruppe auch nicht in die Basiszahl des Hochschulpaktes ein. Ein weiterer Grund werden die weg­gefallenen Studiengebühren sein.

Momentan herrscht also wieder eine relativ positive Stimmung im Dekanat. Allerdings wird der Semes-teranfang dann den Ansturm von Studierenden mit sich bringen. Die Prämien für die zusätzlichen Studien­plätze kommen aber erst nach und nach. Die üblichen Probleme werden also vorerst noch bleiben: überfüll­te Hörsäle und zu wenig Personal. Trotzdem ist es dieses Jahr noch mal gut gegangen. 2012 beginnt die Zit­terpartie dann von Neuem.