Ein eigenes Buch

Studierende haben ein Buch zur Nachhaltigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit veröffentlicht. Von Hanna-Lisa Hauge

Alle umständlichen Formulierungen aus dem Text des Professors streichen, ihm fehlende Kohärenz ankreiden oder gar seinen Text ganz ablehnen - diese Möglichkeit bekommen nicht viele Studierende. Genau solche Aufgaben waren Teil der Arbeit von Julian König und Johannes Thema. Sie beschlossen vor drei Jahren, ein Buch zur Ringvorlesung »Nachhaltigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit« herauszugeben.

Die beiden Studenten hatten im Wintersemester 2008/2009 die Vorlesung gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Studierendeninitiative Oikos organisiert, die sich für nachhaltiges Wirtschaften einsetzt. Im Rahmen der Ringvorlesung hielten Wissenschaftler­Innen des renommierten Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE), mehrere ProfessorInnen und ExpertInnen aus der Praxis Vorträge zu diesem Thema. Die Oikos-Veranstaltung war die erste von Studierenden organisierte Ringvorlesung im Studium Integrale an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät.

Die meisten der eingeladenen Gäste beteiligten sich auch am Buchprojekt. »Wir haben schon beim ersten Kontakt direkt gefragt, ob sie einen Beitrag schreiben würden«, sagt Johannes Thema. Die WissenschaftlerInnen für die Idee zu gewinnen, war jedoch nur der erste und vergleichsweise einfachste Schritt. Größere Schwierigkeiten hatten die beiden, einen Verlag zu finden. »Als Student hat man im Wissenschaftsbetrieb keinen Namen und da ist eine Buchpublikation nicht gerade einfach«, sagt Julian König. Die Verlage hätten es auch teilweise abgelehnt, dass die Studierenden eigene Texte in das Buch integrieren wollten oder sie setzten überhöhte Preise an. Letztlich konnten sie den VS Verlag für Sozialwissenschaften, der zu den Springer Fachmedien gehört, für ihr Projekt gewinnen. Unterstützt hat sie dabei Thomas Jäger, Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik an der Uni Kölner. »Er hat bereits bei der Planung der Ringvorlesung geholfen«, sagt König.

Trotz ein wenig Hilfe ist das Buchprojekt hauptsächlich durch die beiden Studenten getragen worden. »Die redaktionelle und organisatorische Arbeit am Buch haben im Wesentlichen Julian und ich gemacht«, sagt Thema.Andere Mitglieder der Oikos-Initiative schrieben jedoch beispielsweise einen einführenden Beitrag zu den Grundbegriffen und theoretischen Grundlagen. Der zweite Teil des Buches thematisiert strukturelle Herausforderungenen nachhaltiger Entwicklung. So befasst sich ein Beitrag mit dem Klimawandel als Herausforderung für die Entwicklungszusammenarbeit. Der dritte Teil des Buches nimmt die Praxis unter die Lupe.

Die inhaltlich sehr unterschiedlichen Beiträge in einen kohärenten Rahmen zu bringen, war eine der Herausforderungen, berichten die beiden Studenten. Auch waren sie überrascht, wie lange der Prozess bis zum Erscheinen gedauert hat - drei Jahre insgesamt waren sie damit beschäftigt. Vermutlich ist ein solches Buchprojekt von Studierenden deshalb eher eine Ausnahm