Freundschaft 2.0

Dafür und dagegen XIX: Social Networking auf Facebook – Ja oder Nein? Von

dafür

Wer erinnert sich noch an die Zeit, als man alten SchulfreundInnen alle paar Wochen einen Brief geschrieben hat, um den Kontakt nicht völlig zusammenbrechen zu lassen? Diese ist Facebook sei Dank vorbei. Unzählige Kontakte kann man mit seinem Profil verknüpfen lassen. Die Anzahl der Freundschaften reicht in die Hunderte. Dabei muss man nicht hundert gezwungene Emails schreiben. Statusmeldungen halten über Alltagserlebnisse der FreundInnen und Bekannten auf dem Laufenden. Zumindest, wenn man das in seinem Profil so eingestellt hat. Seit Februar dieses Jahres erscheinen standardmäßig nur noch Meldungen von FreundInnen, mit denen man kürzlich Nachrichten geschrieben hat.

Facebook verbindet nicht nur mit FreundInnen. Über die »gefällt mir«-Funktion kann man sein Profil beispielsweise mit Zeitungen, KünstlerInnen oder auch politischen Gruppen vernetzen. So informiert Facebook über interessante Events, Neuerscheinungen und Lokalpolitik. Und wenn man plant, an einer Veranstaltung teilzunehmen, verrät einem Facebook, welche FreundInnen auch anwesend sein werden. Ist die gewünschte Begleitung nicht darunter, kann man sie noch schnell selbst einladen. Das vereinfacht die Wochenendplanung.

Natürlich wird Facebook auch von Leuten genutzt, die man selbst dort nicht haben möchte. ChefInnen, Eltern oder aber VerbreiterInnen von Schadsoftware. Aber wenn man mit Verstand in sozialen Netzwerken unterwegs ist, lassen sich die meisten Probleme vermeiden. Ein Hochsetzen der Privatsphäreeinstellungen verhindert, dass ChefIn oder NachbarIn Partyfotos vom 18. Geburtstag finden. Oder man lädt so etwas gar nicht erst ins Internet. Wenn man nicht jeden Link anklickt, der einem schon »Spam« entgegen schreit, fängt man sich auch keine Viren ein. Das größte Sicherheitsrisiko bildet nicht Facebook an sich, sondern die Blauäugigkeit der NutzerInnen.

dagegen

Man muss sich schon wundern, wie Leute reagieren, wenn man ihnen erzählt, dass man beim Netzwerk Facebook keinen Account besitzt. Die Augen werden gerollt, Köpfe geschüttelt, als ob man einer Spezies angehöre, die auf diesem Planeten nichts zu suchen hat. Der Blick, den man erntet, variiert zwischen Verwunderung und Verachtung. Bei Facebook sein ist nicht mehr cool, nein, mittlerweile ist es so normal wie ein Handy oder eine Kopierkarte zu besitzen.

Fragt sich nur, wieso eigentlich. Wieso sollte man nach jedem Start des Rechners die Facebook-Seite aufrufen, um zu gucken, wer was für einen belanglosen Kram auf die Pinnwand postet? Und wen interessiert eigentlich was Jenny im Fernsehen guckt oder dass Marcel wieder arbeiten muss? Für Leute mit Mitteilungsdrang ist Facebook ein Paradies. Aber selbst ohne Facebook ist es bisher möglich Freundschaften zu pflegen und Verabredungen zu treffen. Auch über das aktuelle Film- und Musikgeschehen - Presse und Mundpropaganda sei Dank - ist man bei Bedarf bestens informiert.

Interessant sind auch ein paar Infos über das Milliardenunternehmen. Facebook ließ die Seite »Suicide Machine« verbieten. Dort konnten Nutzer ihre Profil-Daten löschen lassen. Das Unternehmen ist ein Raster für Wirtschaftsunternehmen. Durch die umgehende Personalisierung können Partnerseiten uneingeschränkt auf Profile zugreifen. Werbeeinnahmen von Facebook 2010: 1,5 Milliarden Euro. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass mittlerweile auf vielen Internetseiten »gefällt-mir«-Buttons zum Anklicken sind. Wenn man noch nicht bei Facebook angemeldet ist und die Seite der Bild-Zeitung online aufruft, dann platziert Facebook zwei Cookies auf dem Desktop, die im Falle einer Anmeldung bei Facebook aktiviert werden und über die Interessen des neuen Mitglieds informieren. Genug Gründe, um Facebook zu ignorieren.