Leben mit dem Mond

Die Dokumentation Die Mondverschwörung ist eine Satire auf Enthüllungsreportagen. Ein Reporter befragt darin Esoterik- und VerschwörungsanhängerInnen. Von Anna Hölscher

Ein deutscher Rentner hat Besitzansprüche auf den Mond angemeldet. Gleiches behauptet jedoch auch ein Amerikaner und verkauft sogar Mondgrundstücke an Privatleute. Dennis Mascarenas, Chefreporter eines deutschprachigen US-Fernsehsenders, geht der Sache auf den Grund. Auf einer Recherchereise durch Deutschland lotet er das Verhältnis der Deutschen zum Mond aus.

Der Film kommt formal als Enthüllungs-Reportage daher und fängt ganz harmlos an. Mit Mondgymnastik, Mondkosmetik und Energieritualen bei Vollmond. Doch bald entwickelt er sich zur Persiflage und führt Mascarenas in einen dunklen Abgrund aus haarsträubenden Verschwörungstheorien, Nazi-Okkultismus und Antisemitismus. Hier stehen die ZeitzeugInnen und ExpertInnen, die Mascarenas interviewt, nicht mehr für Seriosität, sondern werden zu Bot­Innen einer surrealen Gedankenwelt, die sich offenbar durch unsere gesamte Gesellschaft zieht.

Nach und nach deckt Mascarenas immer mehr angebliche Wahrheiten auf, die immer absurdere Fragen nach sich ziehen: In welcher Mondphase sollte man sich die Haare schneiden? Warum werden obszöne Bilder auf unseren Personalausweis gedruckt? Wer hat Angela Merkel mit Plutonium manipuliert? Und vor allem: Wie lässt sich die nahende Katastrophe noch verhindern?

Weitgehend unbeachtet von den Medien boomt der Esoterikmarkt in Deutschland seit Jahren. Jede fünfte Neuerscheinung auf dem deutschsprachigen Buchmarkt behandelt ein esoterisches Thema und viele esoterische Anschauungen sind in weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert. Ein Einfallstor, das rechte Ideologen verstärkt für Propagandazwecke nutzen. Denn auch der faschistische Rassenwahn der Nazis hatte esoterische Wurzeln. Die Mondverschwörung verdeutlicht, wie erschreckend nah Esoterik und menschenverachtende Rassenideologien beieinander liegen können.