Punkvarianten

Straight Edge – wenn Punks vegan und alkoholfrei leben Von Anna Hölscher

»Don't smoke, Don't drink, Don't fuck, At least I can fucking think« heißt es im Song »Out of Step" der Punkband Minor Threat. Er wurde wegbereitend für eine Bewegung: Straight Edge.

Die Anfänge von Straight Edge in den 1980er Jahren lagen vor allem in der Unzufriedenheit einzelner MusikerInnen der Punkszene mit den dort vorherrschenden Standpunkten. Sie waren Anfeindungen ausgesetzt, weil sie sich nicht an den Gepflogenheiten beteiligten, Alkohol zu trinken, zu rauchen oder Drogen zu nehmen. Die Textzeile »don't fuck« löste auch heftige Diskussionen innerhalb der Band Minor Threat aus. Oft als allgemein sexkritische Äußerung missverstanden, richtet sie sich gegen verantwortungslosen Umgang mit Sex.

In der folgenden Entwicklung von Straight Edge fanden verstärkt politische Haltungen Einzug in die Szene, allen voran Konsumkritik und Kritik an Alkohol- und Tabakkonzernen. Eine wichtige Subströmung ist Vegan Straight Edge, die sich für Tierrechte einsetzt. Allerdings kam es in manchen lokalen Szenen auch zu gewalttätigen Übergriffen von Straight Edger­Innen gegenüber Alkohol trinkenden oder rauchenden Menschen.

Das Buch gibt einen Überblick über die Entwicklung der Straight Edge Szene und über wichtige Strömungen der Bewegung. Besondere Beachtung findet die politische Dimension, die stets zwischen konservativem Puritanismus und linksradikalem Aktivismus pendelt. Hierzu werden einige in der Szene einflussreiche Songtexte zitiert.

Das gerade mal 70 Seiten starke Büchlein liest sich spannend und flüssig. Interessant wäre eine CD-Beilage gewesen, um die vielen zitierten Songtexte auch hören zu können. Allerdings könnten die Songs die nicht an Punk und Hardcore gewöhnten Leser­Innen auch verschrecken.