Gegen den Imperialismus

Die Weltfestspiele der Jugend und Studierenden waren ursprünglich kommunistisch geprägt. Heute ist das Spektrum der teilnehmenden Gruppen breiter. Von Thomas Petrikowski

Die deutsche Delegation spielte die Rolle des Langweilers. Bei der abschließenden Zentraldemo der 17. Weltfestspiele im vergangenen Dezember wurde eine richtige Show abgezogen. Delegationen aus über 100 Nationen tanzten und verbreiteten Party-Stimmung im Kampf gegen den Imperialismus. Nur die deutsche Vertretung zog ernst und ruhig durch die Straßen des südafrikanischen Tshwane. »Viele fragten uns, was los mit uns sei, aber eine Demo so durchzuziehen war uns neu«, sagt Paul Buckermann, der mit vier anderen Bielefeldern an den Weltfestspielen in Südafrika teilnahm.

Die Weltfestsspiele der Jugend und Studierenden finden seit 1947 regelmäßig statt. Der Weltbund der demokratischen Jugend hat sie ins Leben gerufen. In den Anfängen der Weltfestspiele war die Veranstaltung, die den anwachsenden Imperialismus bekämpfen will, noch stark kommunistisch geprägt. Mittlerweile hat sie sich liberalisiert. »Es ist schon eine linkspolitische Veranstaltung, aber es sind die verschiedensten Gruppierungen dabei«, sagt Paul Buckermann.

Die Bielefelder Studierenden konnten mit der finanziellen Unterstützung von Gewerkschaften und dem Studierendenparlament ihrer Uni an der neuntägigen Veranstaltung teilnehmen. »Wir konnten viele Kontakte und Netzwerke knüpfen, es hat sich definitiv gelohnt«, sagt Buckermann. Schon die Eröffnungsfeier im Fußballstadion vor mehreren tausend ZuschauerInnen sei beeindruckend gewesen. Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma hielt eine Rede, Kanonenschüsse wurden abgefeuert. Beim Einlaufen ins Stadion trug die deutsche Delegation, die aus rund 70 TeilnehmerInnen bestand, ein Transparent mit der Aufschrift »The capatalist crisis poses the question very clearly: Socialism or Barbarism?«

Untergebracht waren die TeilnehmerInnen in Jugendherbergen. Auch um die Sicherheit musste sich niemand sorgen. Die Gebiete, die für TouristInnen ungeeignet sind, waren vorher von den VeranstalterInnen klar benannt worden.

In den Tagen nach der Eröffnungsfeier wurden Workshops mit breit gefächerten Themenkomplexen angeboten. Beim antiimperialistischen Tribunal wurden unzählige Verbrechen an der Menschheit verurteilt. Zu den von den Delegationen angeprangerten Themen gehörten unter anderem die US-Blockade gegen Kuba oder die Besatzung Palästinas durch Israel. In allen Verhandlungen ergingen symbolische Richtersprüche, die zwar keinen juristischen Wert hatten, aber ein Bewusstsein für die Probleme schufen.

In den Workshops bildeten Diskussionen über Apartheid, Faschismus in Europa und postkoloniale Probleme den Schwerpunkt. Dabei ging es lebhaft, teilweise auch ruppig zu. Die marokkanische Delegation wurde nach einem gewaltvollen Übergriff auf TeilnehmerInnen aus Westsahara, welches die marokkanische Regierung als Teil ihres Staates beansprucht, ausgeschlossen.

Die deutschen Studierenden führten für einen etwa 90-minütigen Film Interviews mit vielen TeilnehmerInnen. Der Film wird unkommentiert bleiben und nur ungeschnittene Statements zeigen. »Es war spannend die vielen verschiedenen Perspektiven zu hören, der Begriff Anti-Imperialismus wird beispielsweise überall anders ausgelegt«, sagt Buckermann. Der Kontakt zu anderen Delegationen sei teils rege, teils reserviert gewesen. Zum Beispiel blockte die nordkoreanische Delegation jede tiefergehende Unterhaltung ab. »Alles, was über Smalltalk hinausging, war meiner Ansicht nach nicht erwünscht«, meint Buckermann. 2015 finden die nächsten Weltfestspiele der Jugend und Studierenden statt, als Austragungsort ist Vietnam im Gespräch.