Do it yourself

Studierende und Lehrende der Uni Köln planen eine Schule. Sie soll in zwei Jahren eröffnet werden. Von Laura Reina

Turbo-Abi, ständiger Notendruck, Angst vorm Sitzenbleiben und jeden zweiten Nachmittag Nachhilfe. So sieht der Alltag für viele SchülerInnen in Deutschland aus. Gleichzeitig schneidet die Ausbildung von deutschen SchülerInnen und LehrerInnen im internationalen Vergleich nur mäßig ab.

In Köln nehmen Wissenschaftler­Innen und Studierende diese Probleme nun selbst in die Hand: Sie gründen eine Schule nach ihren Vorstellungen. Die Schulgründung ist eines der Ziele des Projekts »school is open«, das es seit zwei Jahren gibt und das sich unter anderem für mehr Selbstverwaltung an der Universität einsetzt. Ende September haben sie nun das Rahmenkonzept für ihre Schule mit dem Namen »Inklusive Universitätsschule Köln - Eine Schule für Alle«, kurz IUS Köln, veröffentlicht.

Die Brutstätte der Initiative ist die Uni Köln. Der Studierenden-Ausschuss der Vollversammlung (StAVV) der Humanwissenschaftlichen Fakultät (HF), aber auch der Elternverein Mittendrin e.V. und einige andere Gruppen arbeiten zusammen an dem Projekt.

Inklusion ist ein Eckpfeiler des Konzeptes. Das bezieht sich auch auf die Zusammenstellung der Schulklassen. Jungen und Mädchen aus jedem Elternhaus und mit oder ohne Förderbedarf sollen die gleichen Bildungsmöglichkeiten bekommen. Jedes Kind soll im eigenen Lerntempo am Unterricht teilnehmen können. Sitzenbleiben ist nicht möglich.

An der Planung der Schule sollen möglichst alle Beteiligten mitarbeiten. Von Eltern, Kindern und Lehrenden bis hin zum nicht pädagogischen Personal sollen dann in der Schulgemeinschaft alle daran mitwirken, das Konzept weiter zu entwickeln. »Eine inklusive Schule, wie wir sie konzipiert haben, muss von allen Beteiligten gestaltet werden«, sagt Silke Kargl von »school is open«.

Die IUS soll bei den SchülerInnen besonders den Forschungsdrang und die Fähigkeiten zu kritisieren und selbstständig zu arbeiten fördern. Auf dem Lehrplan wird auch die Beschäftigung mit der Erinnerungskultur stehen. SchülerInnen sollen lernen, dass die Beschäftigung mit der Geschichte aktuelle Denkmuster und Mentalitäten beeinflusst. Die neuesten Ergebnisse der Lern- und Schulentwicklungsforschung wollen die SchulgründerInnen miteinbeziehen.

Die Eröffnung der Schule ist für das Schuljahr 2012/13 vorgesehen. Die Initiator­Innen bemühen sich, das Projekt als Modellschule des Landes Nordrhein-Westfalen anerkennen zu lassen, denn mit diesem Status ist es möglich, zusätzliche Gelder zu beantragen. »Außergewöhnlich ist vielleicht bei uns auch, dass wir entgegen dem Trend keine Privatschule sein wollen, sondern eine öffentliche, also staatliche Schule«, so Kargl.

Für Lehramtsstudierende wird die Schule Möglichkeiten zu praktischer Erfahrung bieten. Die zukünftigen LehrerInnen können stundenweise Klassen unterrichten und sich dies als Praktikum anrechnen lassen.

In verschiedenen Seminaren und einer Ringvorlesung soll das Konzept bis zur Schuleröffnung weiter ausgebaut werden. Die Vorlesung trägt den Titel »Eine inklusive, demokratische, geschlechtergerechte, kritische und emanzipatorische Schule, wie geht das?« und findet immer mittwochs um 14 Uhr in Hörsaal 2 im Hauptgebäude der HF statt. Zu diesen Veranstaltungen können sich nicht nur Studierende der HF anmelden. »Wir freuen uns über alle Studierenden und Interessierten, die am Schulgründungs-Arbeitskreis mitmachen möchten.«