Wenn die EU dem AZ hilft

Das Autonome Zentrum in Kalk feierte Mitte Oktober halbjähriges Bestehen. Möglicherweise muss die Sparkasse Köln-Bonn das Gebäude an die Stadt verkaufen. Von Hanna-Lisa Hauge

Dass die EU-Kommission einem Autonomen Zentrum (AZ) zur Hilfe kommen könnte, klingt abwegig. Das könnte jedoch passieren im Falle des AZ in Köln Kalk.

So muss die Sparkasse Köln-Bonn in den nächsten Monaten auf Druck der EU-Kommission eine Umstrukturierung ihrer Geschäfte vornehmen. Die EU-Wettbewerbshüter fordern unter anderem, dass die Sparkasse Tochterfirmen abtritt, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben. Das betrifft auch das Immobiliengeschäft, wie der Kölner Stadt-Anzeiger am 30. September berichtete. Eine der Immobilien-Tochterfirmen ist die Rhein Estate, in deren Besitz das Gelände des AZ ist. Im Zuge der Umstrukturierung könnte es nun passieren, dass das AZ-Gebäude an die Stadt verkauft wird.

Den Hinweis, dass das EU-Verfahren einen Einfluss auf ihre Verhandlungen haben könnte, erhielten die AZ-AktivistInnen aus der Kölner Lokalpolitik. »Das sind aber im Moment nur Gerüchte«, sagt Sascha Baumgarten (Name geändert), der in der AZ-Pressegruppe mitarbeitet. Der Geschäftsführer der Rhein Estate, Jürgen Lange, gab zur Zukunft des Unternehmens keine Auskunft. »In dieser Hinsicht ist noch nichts entschieden«, sagt Lange. »Die Gespräche mit der Stadt laufen noch.«

Ein Wechsel der Hausbesitzerin könnte dem AZ bessere Zukunftsaussichten bescheren. Denn im Gegensatz zur Sparkasse befürworten große Teile der Kölner Stadtpolitik das AZ. »In Kalk gibt es einen Beschluss der Bezirksregierung, der die Sparkasse auffordert, in Verhandlungen zu treten«, sagt Baumgarten. In der SPD gibt es anscheinend eine zweigeteilte Haltung. So haben zwar die SPD-PolitikerInnen beim Beschluss in Kalk für das AZ gestimmt, doch vom Verhalten des Oberbürgermeisters Jürgen Roters sind die AktivistInnen enttäuscht. »Er hat sich mit dem Vorwand gedrückt, dass die Stadt kein Geld habe, um hier etwas zu bezahlen«, sagt Baumgarten. »Das haben wir aber nie verlangt.« Die BetreiberInnen des AZ wünschen sich eine Regelung, nach der sie selbst für die Nebenkosten aufkommen, aber höchstens eine symbolische Miete bezahlen.

Die Verhandlungen um das Gebäude seien aber nur ein Teil ihrer Arbeit, betonen die Autonomen. »Wichtig ist das, was im Haus passiert und die Menschen, die sich hier treffen und engagieren«, sagt Baumgarten. »Letztlich ist es egal, welcher Eigentümer uns in dem Haus duldet.« Im ersten halben Jahr hätten bereits 150 bis 200 Veranstaltungen stattgefunden. Auch die Gestaltung der Räume schreitet stetig voran. Neben einer Bibliothek, einem Umsonst-Laden und einer »Volxküche« gibt es auch einen kleinen Kinosaal. In den vergangenen Wochen haben sich die AktivistInnen zudem neu organisiert. »Wir haben uns damit beschäftigt, andere Organisationsstrukturen zu schaffen«, sagt Baumgarten. Die anfallenden Aufgaben werden nun in Arbeitsgruppen erledigt. »Wir sind davon abgekommen, jede Frage im Plenum zu besprechen«, berichtet Baumgarten. Diese Arbeitsgruppen stehen allen offen und Interessierte könnten jederzeit einsteigen. »Es gibt deshalb auch keine feste Gruppe, die das AZ betreibt«, sagt Baumgarten. »Offenheit ist ein Grundprinzip hier.«