Grüß mir die Sonne

Amelia zeigt das Leben einer Luftfahrtspionierin in der Light-Version Von Johanna Böttges

Amelia Earhart flog 1928 als erste Frau über den Atlantik - im Alleinflug. Sie wurde zum Weltstar. Es folgte eine steile Fliegerinnenkarriere, die kaum zehn Jahre später abrupt mit ihrem Verschwinden über dem Atlantischen Ozean endete.

Regisseurin Mira Nair widmet sich in ihrem Film Amelia diesen zehn bewegenden letzten Lebensjahren der Luftfahrtspionierin. Im Mittelpunkt der Inszenierung stehen zwei Liebesgeschichten: Die zwischen Earhart - adäquat dargestellt von Hilary Swank - und ihrem PR-Manager und späteren Ehemann George Putnam, die gleichermaßen von Spannungen und Einfühlsamkeit geprägt ist. Und die Liebe einer von Ehrgeiz und Freiheitsdurst getriebenen Frau zu einer Ausdrucksform, die sie sich erst erobern muss: zum Fliegen.

Erwartungsgemäß geraten die erste und die zweite Liebe miteinander in Konflikt. Earharts Persönlichkeit verbietet es ihr, sich als Ehegattin ihrer Handlungsfreiheit zu berauben. Sie knüpft den Ehebund deshalb an Bedingungen, die mehr als unkonventionell sind. Auch die geschäftliche Beziehung zwischen Earhart und ihrem Mann bietet Konfliktpotenzial. Sie hat nur das Fliegen im Kopf, er sorgt mit Werbeaufträgen und Buchveröffentlichungen für die finanzielle Basis ihrer Leidenschaft. Es fällt Amelia jedoch sichtlich schwer, in der Marketingmaschinerie zu funktionieren.

Nair inszeniert Earharts intensivsten Lebensabschnitt ganz im Sinne Hollywoods als familientaugliches HeldInnenepos. Als solches ist Amelia durchaus fesselnd. Leider kommen Earharts politisches Engagement und der Konflikt mit den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit dabei zu kurz. Die Fliegerin gründete nicht nur die feministische Pilotinnenorganisation »The Ninety-Nines«, sondern war auch Mitglied der National Women's Party. So bleibt die Amelia im Film trotz aller Pionierinnen-Rhetorik eine Light-Version der historischen Amelia Earhart.