Vom Zufall getrieben

Ajami beschreibt die BewohnerInnen des arabischen Viertels in Tel Aviv Von Hanna-Lisa Hauge

Ajami ist das arabische Viertel von Jaffa, einem Stadtteil von Tel Aviv. Es ist ein Schmelztiegel, in dem unterschiedliche Religionen, Traditionen und Weltanschauungen aufeinander prallen.

Omar ist ein Bewohner Ajamis. Er hat nur einen Wunsch: seine große Liebe Hadir zu heiraten. Doch weil sein Onkel einen Beduinen aus einer einflussreichen Familie anschießt, wird Omar als Familienoberhaupt zum Ziel ihrer Blutrache. Um nicht getötet zu werden, muss er in kürzester Zeit eine Menge Geld besorgen. Dafür ist ihm bald jedes Mittel recht, denn nur mit seinem Restaurantjob kommt er nicht weit. Abu Elias, der Besitzer des Restaurants, ist ein einflussreicher arabischer Christ. Er verspricht Omar zu helfen. Doch er ist auch Hadirs Vater, und als er von deren Liebe zu dem muslimischen Omar erfährt, ist seine Hilfsbereitschaft schnell am Ende. Dann ist da noch der jüdische Polizist Dando, der täglich mit der Gewalt auf der Straße konfrontiert wird. Seit sein Bruder während des Militärdienstes verschwand, lebt die Familie in grausamer Ungewissheit, ob er von Islamisten verschleppt wurde.

Zahlreiche Lebenswege kreuzen sich im Film in verschiedenen Episoden, und Szene für Szene werden die Beteiligten tiefer ins Unglück gezogen, ohne dass sie tatsächlich etwas dafür können. Dass Ajami ein so einzigartiger Film geworden ist, ist vor allem dem arabisch-jüdischen Regiegespann Scandar Copti und Yaron Shani zu verdanken. Sie diskutierten oft tagelang über eine Szene, um ihre ganz unterschiedlichen Realitäten und Blickwinkel zu vereinen und brauchten sieben Jahre, um ihr verschlungenes Drehbuch auszutüfteln. Dieser Film nichts für schwache Nerven, belohnt die ZuschauerInnen aber durch einen außergewöhnlich differenzierten Blick auf das konfliktreiche Zusammenleben der Menschen in Tel Aviv.