»Education is not for Sale«

Europaweit fordern Studierende bessere Studienbedingungen Von Laura Reina

Studierende gehen wieder auf die Straße - und das nicht nur in Köln. In vielen deutschen Städten gab es in den vergangenen Wochen Demonstrationen gegen die Mängel des Bildungssystems. Auch im Ausland schwelt es: In Wien besetzten Studierende Ende Oktober das Audimax ihrer Universität. Damit machten sie ihrem Ärger über die Einführung von Studiengebühren und den zunehmenden Zugangsbeschränkung zum Studium Luft. »Die Auswirkungen ungerechter und unsinniger Bildungspolitik der letzten Jahre haben bei den StudentInnen zu sehr viel Wut und Frustration geführt«, sagt Thomas Warnau, Vorstandsmitglied im Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften (FZS), dem deutschen Studierendendachverband.

Um ihre Wut in die Öffentlichkeit zu tragen, hatten Studierende bereits im Sommer dieses Jahres zum sogenannten Bildungsstreik aufgerufen. Mit Demonstrationen, Kundgebungen und Hörsaalbesetzungen machten sie in vielen Städten auf ihr Anliegen aufmerksam, gemeinsam mit SchülerInnen und Auszubildenden. Jetzt ist der Bildungsstreik in die zweite Runde gegangen. Bislang beteiligten sich etwa 85000 DemonstrantInnen in 60 Städten an den Protesten. In Köln gingen etwa 5000 ProtestlerInnen auf die Straße.

Dass es dabei nicht nur um die Abschaffung der Studiengebühren geht, ist wohl am deutlichsten daran zu sehen, dass im von Studiengebühren befreiten Berlin die meisten Studierenden auf die Barrikaden gingen. Die Protestierenden fordern nämlich auch die Abschaffung des Zeit- und Konkurrenzdrucks bei Bachelor- und Master- Studiengängen, in denen die Studierenden in nur sechs Semestern ein straffes Pensum bewältigen müssen. Außerdem sollen SchülerInnen und Studierende mehr Möglichkeiten zur Mitgestaltung ihrer Ausbildung bekommen. Auch das Lehrpersonal soll aufgestockt werden. Die SchülerInnen setzen sich zudem für die Abschaffung der Kopfnoten und des Turbo-Abiturs in zwölf Jahren ein. Eltern fordern unter anderem, dass Kindertagesstättenplätze kostenfrei genutzt werden können.

Die Politik ging bislang nur unzureichend auf die Forderungen der Studierenden ein und ignorierte die SchülerInnen und Auszubildenden fast ganz. »Bund, Länder und Bildungseinrichtungen sind gefordert«, sagt Bildungsstreik-Aktivist und Student Michael Kolain. »Statt sich gegenseitig die Verantwortung für die Bildungsmisere zuzuschieben und die anhaltenden Proteste auszusitzen, sollten alle gemeinsam die längst offenbaren Probleme umfassend anpacken und beheben.« Damit die Proteste nicht im Sand verlaufen, findet vom 14. bis zum 16. Dezember ein bundesweites Vernetzungstreffen in Darmstadt statt. Dort wollen AktivistInnen in kleinen Workshops die bundesweiten Forderungen und Vorhaben diskutieren und zentral planen. Dieses Treffen könnte aus kleineren und größeren Buschfeuern einen wirklichen Flächenbrand machen.