Trommeln mit Prof

In Ein Sommer in New York - The Visitor bekommt ein gelangweilter Professor unerwartet zwei MitbewohnerInnen. Von Carolin Wedekind

Die Geschichte klingt zunächst nach platter Multikulti-Parabel und sentimentalem Freundschafts-Märchen: Der verwitwete Professor Walter Vale spult seit Jahren lustlos die gleiche Vorlesung ab. Als er nach einem Aufenthalt an der Universität in Connecticut seine New Yorker Wohnung wieder betritt, trifft er auf unerwarteten Besuch. Die beiden illegalisierten ImmigrantInnen Tarek und Zainab haben seine Wohnung von einem Immobilienbetrüger gemietet und wissen nach Walters Rückkehr nicht, wo sie nun bleiben sollen. Walter beschließt, die beiden bei sich wohnen zu lassen, bis sie eine neue Unterkunft gefunden haben. Schnell entsteht eine Freundschaft zwischen dem vermeintlichen Misanthrop Walter und dem lebenslustigen Trommler Tarek. Tareks Instrument weckt zum ersten Mal seit Langem Walters Interesse an irgendetwas und er beginnt sich aus der Apathie zu trommeln. Doch dann wird Tarek, obwohl im Besitz eines Tickets, von einem rassistischen Fahrkartenkontrolleur festgenommen.

Obwohl der Verlauf der Geschichte vorhersehbar zu sein scheint, ist The Visitor nicht plump geraten. Davor bewahrt ihn seine Ernsthaftigkeit. Ein oder zwei pathetische Szenen sind Regisseur Thomas McCarthy zwar hereingerutscht, doch nicht zuletzt dank der zurückhaltenden Schauspieler finden die meisten Gefühle zwischen den Zeilen statt. Abgesehen von kurzen Szenen mit Kontrolleuren und Wachmännern zeigt Jenkins auch kaum Konfrontationen. Die Täter bleiben außerhalb der Erzählung und werden nicht angegriffen. Die politischen Hintergründe finden eher oberflächlich Erwähnung. Stattdessen konzentriert sich McCarthy auf die Verzweiflung und Hilflosigkeit Tareks und seines Umfeldes. Als Geschichte von Menschen, denen Schlimmes passiert, ist The Visitor darum gelungen.